Cédric Quertier, Guerres et richesses d’une nation. Les Florentins à Pise au XIVe siècle (Bibl. des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome 398) Rome 2022, École Française de Rome, XVIII u. 600 S., ISBN 978-2-7283-1537-6, EUR 35. – Trotz der zentralen Bedeutung Pisas und seines Hafens für das Verständnis der wirtschaftlichen Entwicklung von Florenz im Spät-MA ist die Etablierung der florentinischen Handelspräsenz in Pisa im 14. Jh. – im Gegensatz zu anderen mehr oder weniger bedeutenden Fällen – nie systematisch untersucht worden. Q. schließt diese Lücke. Er untersucht die Geschichte der florentinischen Kaufleute in Pisa im 14. Jh. Es handelt sich dabei nicht um die Geschichte einzelner Kaufleute, sondern vielmehr um die Geschichte der institutionellen Organisationsformen der florentinischen Kaufmannsniederlassung in Pisa. Der Schlüsselbegriff des Buchs ist der der natio, wie er aus der auf S. 12 zitierten Definition von G. Petti Balbi entwickelt wurde. In der Sprache der Quellen sollte man von universitas sprechen, wie der Vf. auf S. 184 darlegt. Die chronologischen Grenzen des Buchs werden sowohl durch die Struktur der Quellen als auch durch die Geschichte der florentinischen natio in Pisa selbst bestimmt. Was den Ausgangspunkt betrifft, so sind wir erst ab dem 14. Jh. in der Lage, die Geschichte der florentinischen Präsenz in Pisa kontinuierlich zu rekonstruieren (obwohl Handelsverträge zwischen Florentinern und Pisanern ab 1171 bezeugt sind). Der chronologische Endpunkt ist 1406, das Datum der Eroberung Pisas durch Florenz. Von diesem Zeitpunkt an gestaltete Florenz den Schutz der Interessen seiner Kaufleute, die in Pisa Handel trieben, in neuen Formen um. Nach der Einleitung, in der die Grundzüge des Themas umrissen werden, ist das Buch in acht Kapitel unterteilt. Die ersten drei können als vorbereitend betrachtet werden, da sie einige Vorinformationen zum Verständnis der folgenden Kapitel liefern. Das erste Kapitel ist eine politische Geschichte der Beziehungen zwischen Pisa und Florenz im 14. Jh. Das zweite Kapitel ist der Mercanzia gewidmet, der florentinischen Institution, die 1308 gegründet wurde, um die Arti Maggiori zu vereinen, und ihren Archiven: Letztere bilden den dokumentarischen Grundstock des Buchs, da nach der Eroberung von 1406 „der Brand der Stadt [Pisa] ihre Archive schwer in Mitleidenschaft zog, insbesondere die der Arti, des Zolls und der verschiedenen Gerichte“ (S. 71). Wir haben also eine Geschichte der florentinischen Kaufleute in Pisa, die (hauptsächlich, aber nicht ausschließlich) auf florentinischen Quellen beruht. Das dritte Kapitel befasst sich damit, wie die florentinische Präsenz in Pisa verfestigt wurde und wo die Florentiner ihren Beruf ausübten. Die folgenden Kapitel bilden das Herzstück des Buchs. Das vierte Kapitel stellt die institutionelle Struktur der Florentiner universitas in Pisa und ihre Entwicklung im Lauf des 14. Jh. dar; das fünfte Kapitel konzentriert sich vor allem auf die Orte in Pisa, die für den florentinischen Handel von zentraler Bedeutung waren (der Seehafen und der Arno mit seinen Anlaufhäfen), sowie auf die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Florenz und Pisa seit Beginn des 14. Jh.; das sechste Kapitel befasst sich mit einigen zentralen Elementen dieser Beziehungen, wie etwa Steuern und Steuerbefreiungen und deren Bedeutung für das Wirtschaften der florentinischen Kaufleute; das siebte Kapitel ist der Versuch einer Gesamtrekonstruktion des Handels zwischen den beiden Städten, während das achte Kapitel insbesondere die Regelung von Konflikten zwischen den Florentinern und den Pisanern behandelt. Den Schluss bildet eine Gesamtbewertung der wirtschaftlichen und sozialen Funktionen der universitas in den Beziehungen zwischen den beiden Städten. Das Buch schließt mit drei nützlichen dokumentarischen Anhängen. Besonders hervorzuheben ist das Vorhandensein eines Namen- und Ortsregisters, das die Konsultation erleichtert.
Alberto Cotza