Le delibere consiliari dei comuni italiani. Uno sguardo comparativo a partire dai Misti del Senato di Venezia, a cura di Ermanno Orlando / Gherardo Ortalli, Venezia 2023, Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti, VI u. 261 S., 23 Abb., ISBN 978-88-92990-18-0, EUR 25. – Der Band enthält die Beiträge einer Tagung, die das Istituto Veneto di Scienze, Lettere e Arti 2021 organisiert hat, um das Ende eines anspruchsvollen Editionsprojekts zu begehen und dessen Ergebnisse von einem vergleichenden Gesichtspunkt aus zu reflektieren. In den 1990er Jahren gaben die Historiker Dieter Girgensohn und Gherardo Ortalli einen entscheidenden Impuls zur Edition der Register der Beschlüsse des Venezianer Senats, den man damals als consilium rogatorum oder Consiglio dei pregadi bezeichnete und dem seit der Mitte des 13. Jh. eine zentrale Funktion in vielen Bereichen der Außen- sowie in der Innenpolitik in Venedig zukam. Die 23 Bände, die in den letzten zwanzig Jahren vorbereitet und veröffentlicht wurden, stellen der Forschung die Entscheidungen dieser Institution aus der Zeit zwischen 1293 und 1381 zur Verfügung. Der erste Teil des Bandes befasst sich mit den eben genannten Aspekten. Francesca Girardi (S. 69–85) präsentiert die archivalischen und diplomatischen Merkmale der Register des Senats sowie deren neue Edition. Ermanno Orlando (S. 21–39) kontextualisiert die Register des Senats im Rahmen anderer registerförmiger Verschriftlichungen der Handlungen von Venezianer Regierungs- und Verwaltungsorganen. Die übrigen Beiträge des ersten Teils befassen sich mit der Entstehung und Durchführung des eigentlichen Editionsprojekts, während Gian Maria Varanini (S. 41–67) einen Überblick über vorherige Editionen anderer ma. Register aus Venedig gibt. Der zweite und umfangreichere Teil des Bandes ist Beispielen von Ratsbeschlüssen aus anderen zeitgenössischen städtischen Kontexten gewidmet. Die beteiligten Forscher betrachten insbesondere auch die Einführung, Durchführung und Überlieferung der Register der Beschlüsse von Räteorganen: Giuliano Milani (S. 123–134) für Bologna; Roberta Mucciarelli (S. 135–152) für Siena; Nella Lonza (S. 153–171) für Dubrovnik/Ragusa; Pierluigi Terenzi (S. 173–189) für süditalienische Städte; Alberto Luongo (S. 191–208) für Gubbio; Piero Gualtieri (S. 209–223) für Florenz zwischen 1280 und 1343; Marta Gravela (S. 225–240) über Städte und weitere kleine Zentren im Piemont. Diesen Studien, die tatsächlich einen gewinnbringenden Vergleich mit den Beschlüssen des Venezianer Senats ermöglichen, sind zwei allgemeinere Beiträge zum Thema vorangestellt. Während der kürzere Text von Attilio Bartoli Langeli (S. 113–122) über die Register in den italienischen Stadtkommunen ziemlich allgemein bleibt, verortet demgegenüber Lorenzo Tanzini (S. 97–112) sehr prägnant die Handlungen des Venezianer Senats und dessen Register der Beschlüsse in den jüngsten Tendenzen der europäischen Forschung. T., der – wie G. Milani für das Fallbeispiel Bologna (S. 133) – die komplexe institutionelle Alterität der damaligen Räteorgane im Vergleich zu den heutigen Parlamenten betont, deutet aber auch vorbildlich auf den Aktualitätsbezug dieses Forschungsthemas hin, dessen Blühen „un effetto evidente di un profondo, anche drammatico e certo apertissimo dibattito contemporaneo sul senso delle istituzioni rappresentative e sul destino della democrazia liberale“ (S. 98) sei.
Eugenio Riversi