Die deutschen Königspfalzen Bd. 5: Bayern, hg. namens der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Helmut Flachenecker / Bernd Päffgen, Teilbd. 1,1. Altbayern, Redaktionelle Mitarbeit: Maren Dürrschmid, Göttingen 2023, Vandenhoeck & Ruprecht, XXX u. 509 S., Abb., ISBN 978-3-525-36431-4, EUR 150. – Das Ziel des ursprünglich beim Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen angesiedelten Forschungsprojekts des Repertoriums der deutschen Königspfalzen bildet die Erfassung aller Herrscheraufenthalte auf deutschem Boden bis zum Ausgang der Stauferzeit. Die Untersuchung der Regierungsstätten, die das Attribut palatium tragen, aber auch der Aufenthaltsorte ohne diese Qualität, gehört auch heute noch zu den zentralen Gegenständen der Mediävistik. Nach dem bereits 2020 erschienenen zweiten Teilband zu Regensburg liegt nun auch der erste Teilband von Bd. 5 zu Altbayern vor. Gemäß den Prinzipien der Reihe werden der Name des Pfalzorts, seine historisch-geographische Beschreibung, die Siedlungsgeschichte und zentral alle Aufenthalte des Königs und seiner Verwandten vorgestellt. Der Band umfasst 37 Orte mit Königsaufenthalten bis zum Jahr 1198 im Altbayerischen – von Aibling bis Waldsassen. 24 Vf. teilen sich die Beiträge; derjenige zu Altötting stammt von dem schon verstorbenen Wilhelm Störmer (S. 21–56). Dieser Ort in der Nähe der Römerstraße von Salzburg nach Regensburg war Zentrum eines Fiskalbezirks schon der Agilolfinger. Eine Königspfalz ist erst mit dem ersten Aufenthalt König Ludwigs des Deutschen 831 nachweisbar, von König Karlmann, dem Stifter des Pfalzstifts der heiligen Maria und des Apostels Philippus, sind mehrere Aufenthalte nachweisbar, er verstarb in Altötting und wurde dort beigesetzt. Die oktogonale Gnadenkapelle könnte identisch sein mit der Pfalzkapelle, es gibt aber auch andere Auffassungen. Manche Orte wie Eichstätt, Moosburg oder Staffelsee weisen nur einen Königsaufenthalt auf der Durchreise auf, andere wie Altötting immerhin 16, Passau 13 oder Freising acht. Neben den Herrscheraufenthalten werden auch entsprechende Ereignisse wie Hoftage, Synoden oder Feste sowie die logistischen und ökonomischen Voraussetzungen dafür untersucht. Die umfassende Erschließung der Königspfalzen nach einem breit gefächerten Bündel von Kriterien zeigt das große Potenzial solcher Langfristprojekte auch für neue und sich wandelnde wissenschaftliche Fragestellungen, die von der Herrschaftspraxis über Verkehrsinfrastruktur bis hin zur architektonischen Repräsentation reichen können: Die deutschen Königspfalzen sind in dieser Hinsicht noch lange nicht erschöpfend ausgewertet. Für Bayern fehlen nunmehr nur noch die zwei für Franken angesetzten Bände.
Markus Christopher Müller