Xavier Serra Estellés, Libri de Schismate en el Armadio LIV del Archivo Apostólico Vaticano. Catálogo de documentos (Collectanea Archivi Vaticani 119) Città del Vaticano 2022, Archivio Apostolico Vaticano, XV und 647 S., 8 Abb., ISBN 978-88-98638-21-5, EUR 35. – S. E. legt mit diesem Werk die Früchte einer fünfjährigen Archivarbeit vor, die den sogenannten Libri de Schismate, einer wichtigen Dokumentation zum Großen Abendländischen Schisma gewidmet war, die in den Bänden 14–41 und 45–48 im Armadio LIV des Vatikanischen Archivs aufbewahrt werden. Der große navarresische Gelehrte J. Goñi Gaztambide hat diese Überlieferung als die faszinierendste des Spät-MA bezeichnet, und auch Heinrich Finke äußerte sich gegenüber Michael Seidlmayer 1938 mit ähnlicher Begeisterung (vgl. S. 1). Seidlmayer war es auch, der von einer spanischen Sammlung der Libri de Schismate sprach, denn die Erklärungen, die in Medina del Campo abgegeben wurden, finden sich hier zu einem großen Teil dokumentiert. Das Buch gliedert sich in eine einleitende Abhandlung (S. 1–73), die von fünf Apéndices (S. 75–131) abgeschlossen wird. Es folgt der Hauptteil mit einem Katalog der Dokumente (S. 133–478). Nach einer Bibliographie (S. 479–491) beschließen vier Indices (S. 493–647) den Band. Der erste Teil stellt zunächst die Libri vor und referiert, warum und wie Kardinal Martín de Zalba die Anlage der Sammlung begann, wie Francisco Rovira im Jahr 1404 einen Index zu den Dokumenten beendete und wie Félix Contelori im 17. Jh. für deren Bindung sorgte. Hier wird deutlich, wie viele Gelehrte diese Sammlung und den Schedario immer wieder punktuell für verschiedene Fragestellungen benutzt haben und in mehreren Fällen auch Teileditionen anfertigten. Das nächste einleitende Kapitel betrifft die verschiedenen Erzählungen zum Konklave und zu den Wahlen von 1378. In Fortführung der Thesen Franz Ehrles setzt S. E. die verschiedenen Fassungen und die entscheidende Rolle des Johannes von Legnano, dessen Darstellung gerade in Aragón und an der Universität Paris großen Erfolg hatte, ins Verhältnis zu den Berichten der cis- und ultramontanen Kardinäle (S. 69f.). Seine Untersuchung eines weiteren wichtigen Traktats (De fletu Ecclesie), der wohl 38-mal (davon 15-mal im Armadio LIV) in verschiedenen Fragmenten überliefert ist, führt zu einer Übersicht über die verschiedenen Editionen (S. 73). Die ersten drei Apéndices helfen, die Klassifizierungen von Rovira mit denen von Zalba und den aktuellen Signaturen zu vergleichen. Es folgt ein vierter Anhang mit einer Übersicht zu den 32 Bänden der Libri de Schismate, der mit den wichtigsten inhaltlichen Betreffen der Bücher vertraut macht. Ein Vergleich der drei Versionen des Casus secundi electi erschließt durch eine synoptische Gegenüberstellung, worauf die verschiedenen Positionen und Diskussionen dieser bewegten Zeit quellenmäßig zurückgingen (Apéndice 5). Es folgt der Hauptteil, ein Katalog mit 1112 Einträgen, die, wo möglich, eine Datierung, Incipit und Explicit sowie Bemerkungen zu schon vorhandenen Editionen und meist eine Kommentierung bieten. Der hier gebotene Reichtum an Information kann in einer Rezension keinesfalls ausschöpfend dargestellt werden, aber die vorzüglichen und ausführlichen vier Register helfen dabei, das Material chronologisch und thematisch zu erschließen. Dazu gehören ein Incipit- und Explicit-Register sowie eines zu Orten und Personen. Den Traktat Raimunds von Frankreich De remedio ecclesie planctus zugunsten von Clemens VII. beschloss der Schreiber mit den Worten: Detur scriptori vinum de meliori. Opere finito sit laus et gloria Christo (S. 161). Dem schließt sich schon der Vf. an (S. 478), und der Schreiber der Rezension folgt ihm nur allzu gern.
Klaus Herbers