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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,2 (2024) *.

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1100 Jahre Quedlinburg. Geschichte – Kultur – Welterbe, hg. von Thomas Wozniak / Clemens Bley (Quedlinburger Annalen, Sonderbd.) Petersberg 2023, Michael Imhof Verlag, 583 S., zahlreiche Abb., ISBN 978-3-7319-1225-5. – Der üppig ausgestattete Jubiläumsband enthält insgesamt 29 Beiträge zur Geschichte der Stadt, von denen diejenigen, die das MA behandeln, ganz überwiegend archäologisch ausgerichtet sind. Zu den wenigen Ausnahmen, die sich auf die schriftliche Überlieferung beziehen und deshalb hier anzuzeigen sind, gehören Thomas Wozniak / Anja Thaller (S. 62–69) über D H I. 3 von 922 und die darin enthaltene Erstnennung des Ortsnamens, Matthias Hardt (S. 70–79) über die Bedeutung Quedlinburgs für die Geschichte Ostmitteleuropas vom 10. bis zum 12. Jh. und Christian Popp (S. 80–89) über die liturgische Memoria im Quedlinburger Kanonissenstift. Teilweise aus Archivmaterial erarbeitet ist ein Beitrag von Thomas Wozniak (S. 290–301) über die jüdische Gemeinde in der Stadt, die dort seit dem 13. Jh. nachzuweisen ist, aber in den 1480er Jahren, wohlgemerkt auf Betreiben des Stadtrats und gegen den Willen der Quedlinburger Äbtissin als Stadtherrin, zur Auswanderung gezwungen wurde. Hinzuweisen ist hier auch auf den von Heinrich Himmler betriebenen Umbau der Stiftskirche zu einer nationalsozialistischen Weihestätte für König Heinrich I. in den Jahren 1936–1940, den Andreas Stahl (S. 391–408) behandelt. Einen geographisch weiteren Horizont hat allein Mechthild Schulze-Dörrlamm (S. 46–61) über die Auswirkungen der Ungarneinfälle im ostfränkisch-deutschen Reich in der ersten Hälfte des 10. Jh., soweit sie sich im archäologischen Befund niederschlagen. Im Anhang des Buchs (S. 476–550) findet sich unter dem leicht falsche Vorstellungen weckenden Titel „Zeittafel der Quedlinburger Annalen. Ergänzende Fortsetzung der Annales Quedlinburgenses“ eine – immerhin konsequent durch Quellen belegte – Zeittafel von der Steinzeit bis 2022, die ab 1193 tatsächlich zu jedem einzelnen Jahr mindestens ein Ereignis aus der Geschichte von Stadt und Stift Quedlinburg präsentieren kann.

Roman Deutinger