The Peterborough Chronicle, Oxford, Bodl. MS Laud. misc. 636. ASC witness E. A critical edition in its seventeenth-century context, ed. by Bernard J. Muir / Nicholas A. Sparks, Vol. 1: Introduction and Text, Vol. 2: Translation, Indexes and Plates, London 2023, Anthem Press, 310 S., Abb., ISBN 978-1-83998-699-4, GBP 120. – Die in einer einzigen Oxforder Hs. überlieferte Chronik aus Peterborough Abbey zählt zu den Redaktionen der Angelsächsischen Chronik und erhielt von der Forschung die Sigle E. Der Haupttext in Altenglisch bzw. frühem Mittelenglisch wurde für die Einträge bis 1121 von einer ersten Hand von einer Vorlage aus Canterbury abgeschrieben und bis 1131 fortgesetzt; eine zweite Hand fügte bis 1154/55 weitere Ergänzungen hinzu. Besonders wertvoll sind die 20 eigenständigen Einschübe der ersten Hälfte des 12. Jh. aus Peterborough, Nachträge des Spät-MA und – von der Forschung bislang kaum beachtet – Hinzufügungen aus der frühen Neuzeit, die vor allem auf William L’Isle († 1637) zurückgehen, der die Hs. 1632 erworben hatte und Papierseiten einbinden ließ, die er mit seinen Kommentaren füllte. Auf den ersten Druck der Chronik im Jahr 1692 folgten in den Jahren 1861, 1865, 1892–1899, 1952, 1958 (vgl. DA 15, 266) und zuletzt 2004 durch Susan Irvine insgesamt sechs moderne Editionen sowie mehrere Übersetzungen, in deren Reihe diese Neuedition von zwei ausgewiesenen Experten für die angelsächsische Geschichte sowie insbesondere für Buchkunde und Paläographie steht. Im ersten Band führen die Hg. in die Chronik ein und erarbeiten eine kritische Edition des Texts, die durch eine Bibliographie und einen Anhang zum Aufbau der Hs. abgeschlossen wird. Der zweite Band bietet neben der Übersetzung samt Sachapparat einen detaillierten Index der Personen-, Orts-, Völkernamen und zentraler Ereignisse sowie Abbildungen mehrerer Hss., die für das Verständnis der Argumentation in der Einleitung hilfreich sind. Ein Paralleldruck von Edition und Übersetzung hätte die Benutzung allerdings erleichtert. Der Blick auf die lange Editionsgeschichte der Angelsächsischen Chronik E rechtfertigt, dass Auffälligkeiten der Hs. in Einleitung und Edition bis ins kleinste Detail vermerkt werden, der Kommentar sehr ausführlich gestaltet ist und die Forschung umfassend dokumentiert wird. Den Gewinn der Neuedition stellen jedoch vor allem die ausführliche paläographische und kodikologische Untersuchung des Oxforder Codex, also die Analyse der Schreib- und Bearbeitungspraktiken, sowie der Fokus auf die Kommentare von William L’Isle und damit auf die Rezeptionsgeschichte der Chronik im 17. Jh. dar. Bedauerlich ist, dass der ursprüngliche Plan einer digitalen Edition nicht verwirklicht werden konnte. Immerhin wurde im Rahmen des Projekts die gesamte Hs. digitalisiert, allerdings sind momentan auf der Website der Bodleian Library nicht die später eingebundenen Papierseiten des 17. Jh. zugänglich und damit leider gerade diejenigen Teile der Hs., zu welchen die Neuedition den größten wissenschaftlichen Fortschritt erarbeitet hat.
Andreas Bihrer