Martin Feiner, Siegel der Salzburger Erzbischöfe als Bedeutungsträger. Eine kulturhistorische Untersuchung, Wien / Köln 2023, Böhlau Verlag, 252 S., 125 Abb., ISBN 978-3-205-21631-5, EUR 95. – Der Band ist im Anschluss an die 2022 von Rudolf K. Höfer und Martin Feiner vorgelegte Beschreibung der 753 bekannten erzbischöflichen und bischöflichen Siegel der Kirchenprovinz Salzburg (vgl. DA 79, 800–802) entstanden. Ziel ist es, das einst in einer Datenbank erhobene Material kulturhistorisch zu untersuchen und auf „Entwicklungen, Neuerungen und Traditionen“ (S. 16) in der Siegelgestaltung der Salzburger Kirchenfürsten einzugehen. Ferner wird nach Wechselwirkungen mit sphragistischen Zeugnissen aus den Eigenbistümern gefragt, nicht zuletzt sollen die Siegel in die „stilistischen Entwicklungen“ (ebd.) ihrer Zeit eingeordnet sowie in ihrer Relevanz für die Siegelführer erschlossen werden. Die Analyse ist chronologisch aufgebaut; nach kurzen Vorbemerkungen und Überlegungen zu den frühesten Siegeln werden ausgewählte Stücke beginnend mit dem ersten erhaltenen Siegel Erzbischof Friedrichs I. (amt. 958–991) in den Blick genommen, wobei Forschungsdiskussionen berücksichtigt werden. Die Siegel werden jeweils mit einer farbigen Abbildung und einer standardisierten, auf der Publikation von 2022 beruhenden Tabelle vorgestellt, die u. a. die Datenbanknummer (praktisch für weitere Recherchen), den Aufbewahrungsort, Angaben zu Maßen, zum Material und Siegeltyp sowie eine kurze Beschreibung des Siegelbildes und eine Transkription der Umschrift mit Hinweisen zu den verwendeten Schriftarten enthält. Mehrere Siegel desselben Erzbischofs und Fälschungen werden einander gegenübergestellt, die Bilddetails und aufscheinenden Entwicklungslinien diskutiert und mit Befunden aus den Salzburger Eigenbistümern verknüpft. Exkurse zu Einzelaspekten (Mitra, spitzovale Siegel, Elektensiegel, Rücksiegel, Adorantensiegel, Segensgestus, Gemmensiegel, Heiligensiegel, Sekretsiegel, heraldischer Schild) vertiefen dies. Im Fokus vom Hoch-MA bis zur Neuzeit, die ausblickend behandelt wird, zeigt der Vf., dass sich an den Siegeln der Salzburger Erzbischöfe nicht nur Entwicklungslinien aus der Hochzeit der sphragistischen Zeugnisse nachvollziehen lassen (wie etwa die Übergänge von romanischen zu gotischen Gestaltungselementen), sondern dass in Salzburg ab der Renaissance weiterhin „künstlerisch und ikonographisch bedeutende Schöpfungen“ (S. 168) entstanden. Die Ergebnisse werden geordnet nach den Themen Siegelform/-größe, Schriftentwicklung, Titulatur in der Siegelumschrift und Entwicklung des Siegelbildes konzise zusammengefasst (S. 210–220). Die gut lesbare Studie bietet somit einen fundierten, detailreichen und nachvollziehbaren Einblick in die Siegelbildentwicklung eines Erzbistums und regt zu weiteren Forschungen an. Einzig im Register, in dem die im Band genannten Personen nach Wirkungsbereich und chronologisch aufgeführt sind, fehlen die Seitenzahlen, was die Erschließung nach Amtsträgern erschwert.
Frederieke M. Schnack