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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,2 (2024) *.

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Christopher Kast, Der Papsthof auf Reisen. Die Reisen der römischen Kurie in den Pontifikaten von Martin V. bis Pius II. (1417–1464) (Papsttum im ma. Europa 12) Wien / Köln 2024, Böhlau, 532 S., ISBN 978-3-412-52822-5, EUR 80. – Der umfangreiche Band behandelt Probleme und Quellenüberlieferung zum Thema des Papsthofs auf Reisen in den Pontifikaten Martins V., Eugens IV., Nikolaus’ V. und Pius’ II., also zur Zeit der Reformkonzilien des 15. Jh., und das heißt für das Papsttum: einer Zeit gerade noch großer Mobilität, die nun in Stabilität umschlägt. Dass der Papst, freiwillig oder unfreiwillig, Rom verließ, trat fortan unter andere Bedingungen: 1434 musste zum letzten Mal ein Papst aus Rom fliehen, dann für Jahrhunderte nicht mehr. Zunächst gibt K. eine kritische Darlegung des Forschungsstands – den man aber auch positiver sehen kann als der Vf., wenn man nicht nur nach Monographien zum Thema Reisen sucht, sondern auch die Behandlung des Themas innerhalb einzelner Pontifikate bedenkt: Davon liegt doch für die hier beklagte Forschungslücke des Großen Schismas für alle Pontifikate und auch für die folgende Zeit schon recht viel vor und sollte nicht mit allzu viel Kritik bedacht werden. – Ein einleitender Überblick über die verfügbaren Quellen reicht bis in die Buchführung kleiner Behörden. Die Behandlung des reichen Themas erfolgt sodann nach übergreifenden Gesichtspunkten. Die Rahmenbedingungen solcher Reisen: politische (z. B. Reisen innerhalb oder außerhalb des Kirchenstaats); organisatorische (z. B. welche praktischen Folgen haben Einladungen zum Aufenthalt? Wie wird das Gefolge untergebracht?); Transportwesen und Versorgung (welche Hofämter sind zuständig? Was nimmt die Kanzlei mit? Wie funktioniert die Essensversorgung? Welche Tiere nimmt man für den Transport); das Zeremoniell des Einzugs in eine Stadt; Explosion der Lebensmittel- und der Mietpreise; die (meist dezentrale) Unterbringung; was erwartet sich die Stadt von einem Papstaufenthalt verrechnet gegen den Aufwand? All diese Fragen werden für die vier Pontifikate 1417–1464 ausführlich und quellenreich (S. 449–453 das eindrucksvolle Verzeichnis auch lokaler Archivalien) abgehandelt (S. 380–385 gut zusammengefasst) und im Anhang durch Itinerare und einschlägige Dokumente ergänzt (Verträge mit Städten über die Aufenthaltsbedingungen, bis hin zu Listen der zur Unterbringung zugeteilten Häuser).

Arnold Esch