DA-Rezensionen online

Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,2 (2024) *.

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Handlungsspielräume und soziale Bindungen von Eliten im Südwesten des mittelalterlichen Reiches. Kolloquium zu Ehren von Thomas Zotz, hg. von Heinz Krieg (Freiburger Beiträge zur Geschichte des MA 5) Ostfildern 2023, Jan Thorbecke Verlag, 151 S., Abb., ISBN 978-3-7995-8554-5, EUR 22. – Basierend auf dem Kolloquium anlässlich des 70. Geburtstags von Thomas Zotz erschien ein ehrender Geburtstagsband mit sieben Beiträgen von Kollegen und Schülern, die sich an der großen thematischen und zeitlichen Bandbreite des Geehrten orientieren. Die einleitenden Worte erläutern nicht nur die eng mit dem Jubilar verbundenen Projekte und Forschungsfelder, sondern auch die „longue durée“ der Fertigstellung des Bandes. Ausgangspunkt waren Projekt und Beiträge zu personalen Bindungen und Handlungsspielräumen von Adeligen und Ministerialen der Zähringerzeit. Der Breisgau als Fokus und zentraler Herrschaftsraum der Zähringer und ihres Umfelds bildet einen der wissenschaftlichen Schwerpunkte von Thomas Zotz. Steffen Patzold (S. 13–27) greift neueste Entwicklungen in der Erforschung und Interpretation des Lehenswesens, der Ministerialität und der Grundherrschaft vom Früh-MA bis zum Hoch-MA auf und zeigt die Problematik zentraler Begriffe anhand von Quellen des süddeutschen Raums. Das heterogene adelige Umfeld des Zähringer Herzogsgeschlechts wird am Werdegang und unterschiedlichen Verhalten von drei breisgauischen Adelsfamilien im „Windschatten“ der Zähringer, der Kaltenbach, Üsenberger und Schwarzenberger, von Clemens Regenbogen (S. 29–41) vorgestellt. Die Phase des sogenannten Interregnums und den sich formierenden Anspruch Pfalzgraf Ludwigs II. bei Rhein auf das Reichsvikariat arbeitet Anuschka Holste-Massoth (S. 43–57) in ihrem Beitrag heraus, der gleichsam die Reichsebene im Band repräsentiert. Wieder zurück auf die landesgeschichtliche und regionale Perspektive lenken den Blick Mathias Kälble (S. 59–76) und Olivier Richard (S. 77–97). K. widmet sich am Beispiel Freiburgs der Herrschaftsbildung von Bürgern im Umland der Stadt, die vielfach wesentlich vom Schwarzwälder Silberbergbau beeinflusst und begünstigt wurde. R. arbeitet in einem breiten zeitlichen Rahmen am Beispiel des Bürgereides die feinen Abstufungen von Eid und Gelöbnis und die zentrale Bedeutung von Rang und Ehre für den Adel heraus. Der Abendvortrag des Festkolloquiums, den Hans-Werner Goetz (S. 99–121) übernommen hatte, setzt sich mit der (fehlenden) Wahrnehmung von Handlungsspielräumen in der hochma. Historiographie auseinander, wobei der Begriff des Handlungsspielraums sich aus der teleologisch determinierten Sicht der ma. Betrachter eher nicht stellte. Den Abschluss bildet eine freundschaftlich-kollegiale und sehr persönliche Würdigung des Jubilars von Matthias Werner (S. 123–131), der die Breite seines wissenschaftlichen Schaffens von der Promotion über den Breisgau und das alemannische Herzogtum über die langjährige Erforschung der Königspfalzen zurück nach Freiburg, in den Breisgau und zu den Zähringern zeigt. Mit dem Verzeichnis der Veröffentlichungen der Jahre 2009–2022 (S. 133–141) wird die Liste aus der Festschrift zum 65. Geburtstag (vgl. DA 66, 158–161) fortgesetzt und ein schöner und typischer Einblick in die Interessens- und Forschungsfelder von Thomas Zotz gegeben.

Dieter Speck