Lucy C. Barnhouse, Hospitals in Communities of the Late Medieval Rhineland. Houses of God, Places for the Sick (Premodern Health, Disease, and Disability) Amsterdam 2023, Amsterdam Univ. Press, 250 S., Abb., ISBN 978-94-6372-024-3, EUR 124. – Im Zentrum der Arbeit stehen die Hospitäler von Mainz und Umgebung im Vergleich mit Worms und Speyer; bisweilen zieht die polyglott belesene Vf. auch Spitäler anderer Orte wie Essen heran. Einbezogen werden auch die Leprosorien, die ähnlichen Entwicklungen wie die Spitäler unterlagen und deren Separierung in der Forschung B. nicht für hilfreich hält. Der Titel ist Programm: Gegenüber der Vorstellung, die „Kommunalisierung“ der Spitäler habe eine Säkularisierung zur Folge gehabt, wird betont, dass sie stets religiöse Institutionen blieben, zuweilen mit angeschlossenen Hospitalgemeinschaften, deren Angehörige Gelübde ablegten und Habit trugen, auch wenn sie nicht klausuriert waren. Ihren rechtlichen Status und die Unabhängigkeit ihrer Häuser mussten sie gegenüber städtischen Autoritäten wie dem Rat, aber auch dem Erzbischof von Mainz, und gegenüber laikalen Stiftern und Verwaltern immer wieder neu verteidigen, aushandeln und bestätigen lassen: „The careful negotiation of religious status in the development of civic hospitals demonstrates that, for late medieval burghers, the realization of political power and social identity could come through religious institutions, rather than in opposition to them“ (S. 96). Das wird besonders deutlich im Fall der Mainzer Schwesterngemeinschaft St. Agnes, die entstand, als Männer und Frauen der Spitalgemeinschaft getrennt wurden und die Frauen eine neue Bleibe am Stadtrand fanden. Im Lauf der Zeit entstand dort ein Komplex von Immobilien, der sowohl ihre Kloster- als auch Spitalgebäude umfasste. Im „Neuen Spital“ dienten die Schwestern nach wie vor als Spitalgemeinschaft, auch wenn sie in einigen Quellen als Zisterziensernonnen bezeichnet wurden. In Spitälern an den Schnittstellen von kirchlichen Institutionen, bürgerlicher Verwaltung und dienenden Priestern und Religiosen sind eindeutige Zuordnungen und Kategorisierungen nur selten möglich: „The precise implications of religious status for hospitals were not always clear“ (S. 211), zumal dieser Status keine starre, sondern eine dynamische Kategorie war, die sich im Dienst am Nächsten bewähren musste.
Letha Böhringer