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Le nuove frontiere del „Dictamen“. Studi, edizioni in corso e riflessioni metodologiche sull’epistolografia medievale (secc. XII–XV), a cura di Elisabetta Bartoli / Cristiano Amendola / Valeria Giovanna Nitti / Martina Pavoni (mediEVI 39) Firenze 2023, SISMEL – Edizioni del Galluzzo, IX u. 270 S., ISBN 978-88-9290-223-7, EUR 42. – Die 16 Beiträge gehen auf eine Tagung in Siena 2021 zurück. Sieben von ihnen betreffen aktuelle Forschungen zur Ars dictaminis, neun Editionen und Editionsprojekte. Francesco Stella (S. 3–18) bietet eine sehr lesenswerte Gesamtwürdigung einschlägiger Editionen aus den Jahren von 2008 bis 2020. Elisabetta Bartoli (S. 19–31) erläutert Floskeln und Formeln in Werken der Ars dictaminis von circa 1080 bis 1143. Paolo Garbini (S. 33–45) behandelt die 1235 in Bologna vollendete Rethorica novissima des Boncompagno da Signa. Gewohnt meisterhaft verfolgt Benoît Grévin (S. 47–67) die Rezeption der nach Petrus de Vinea benannten Textsammlungen in Italien während des 14. Jh. Romana Brovia / Alessia Valenti (S. 69–83) stellen eine Datenbank zu Petrarca und seinem Umfeld vor, ITINERA = Italian Trecento Intellectual Network and European Renaissance Advent. Francesca Battista (S. 85–100) erwägt Möglichkeiten, Frauen- und Genderforschung in die Ars dictaminis einzubringen, z.B. bei Formeln zu Anrede und Gruß. Volkssprachlichen Texten wendet sich Cristiano Amendola (S. 101–113) zu; ihm geht es um italienische Briefexordien des späteren 15. Jh. Der zweite Teil des Sammelbandes beginnt mit Giorgia Rumeni (S. 117–122); sie behandelt die Edition der Aurea Gemma des Henricus Francigena. Valeria Giovanna Nitti (S. 123–138) stellt die anonyme, nur in einer einzigen Hs. überlieferte Summa Cognito aus dem 12. Jh. vor, die im Raum Tours und Orléans entstand und Traditionen der italienischen Ars dictaminis rezipierte. Für des Guido Faba neu zu edierende Dictamina rhetorica, die in über 100 Hss. erhalten sind, würdigt Michele Vescovo (S. 139–156) Überlieferungen, die in der bisher maßgeblichen Ausgabe von Gaudenzi 1892 nicht berücksichtigt sind. Eduardo Serrano (S. 157–173) fragt nach Neuerungen in den Quadrige des Magister Arseginus zu Padua aus der ersten Hälfte des 13. Jh., insbesondere nach dem Einfluss der fälschlich Cicero zugeschriebenen Rhetorica ad Herennium. Fulvio Delle Donne / Debora Riso (S. 175–195) fassen den bisherigen Kenntnisstand zur Entstehungsgeschichte der nach Petrus de Vinea benannten Textsammlungen zusammen; zweifellos richtig ist, dass die Fünf-Bücher-Fassungen grundsätzlich eine ältere Fassung darstellen als die Sechs-Bücher-Fassungen, die gewöhnlich den Drucken zugrundliegen. Edoardo D’Angelo (S. 197–206) stellt zwei bisher unedierte Stücke aus dem „Petrus de Vinea“ vor, Ex re nomen Fulginates und Dum recentis doloris acerbitas, künftig in der MGH Edition Δ III 65 und Δ IV 27. Martina Pavoni (S. 207–221) untersucht klassische Zitate in den Dictamina des Petrus de Prece aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. Die in Erfurt um 1300 verfasste Summa Thymonis behandelt Florian Hartmann (S. 223–235). Grundlegend sind die auf einer in Siena und Paris betreuten Diss. beruhenden Ausführungen von Giovanni Spalloni (S. 237–252) zu in Florenz erhaltenen spätma. Übersetzungen des „Petrus de Vinea“ ins Italienische. Drei Indices erleichtern die Benutzung des Bandes, zu den Hss. (S. 255–258), zu den Personen und Orten (S. 259–263) sowie zu modernen Autoren (S. 265–270). Zusammenfassend kann man ihn nur empfehlen als Beitrag zu aktuellen Bemühungen um die ma. Ars dictaminis.

K. B.