Louis van Tongeren / Gisela Gerritsen-Geywitz, The Liber Ordinarius of the Chapter Church of Saint Saviour at Utrecht (also called Oldminster or St. Boniface’s), c. 1330–1340 (NL-Utrecht, Het Utrechts Archief, Fonds Oudmunster, Inv. Nr. 395). Edition and Introduction Based on the Unfinished Transcription by Kees Vellekoop / Ike de Loos (Spicilegium Friburgense 52) Münster 2022, Aschendorff, 348 S., 4 Abb., 4 Farbtafeln, ISBN 978-3-402-13823-6, EUR 54. – Nach der Edition des Kathedralordinarius (1919 von Paul Séjourné besorgt) und des Ordinarius des Marienstifts (1996 von Kees Vellekoop erstellt) liegt nun mit dieser zwischen 1330 und 1340 geschriebenen Gottesdienstordnung von St. Salvator (volkstümlich Oudmunster genannt) eine dritte bedeutende Quelle zur (spät-)ma. Liturgie in Utrecht vor. Sie regelt das gottesdienstliche Leben im ältesten Utrechter Stift, das von Bischof Willibrord neben der Martinskirche gegründet wurde und anfangs als Kathedralstift diente, bevor diese Funktion auf St. Martin überging. Im 11. Jh. erfolgte der Ausbau der städtischen Sakraltopographie mit den neu gegründeten Stiften St. Peter, St. Johannes und St. Marien (später ergänzt um die Abtei St. Paul). Als ecclesia Traiectensis bildeten sie eine Familie von Kirchen, deren Beziehungen zueinander vor allem liturgisch zum Tragen kam, wie es der Ordinarius von St. Salvator bezeugt. Der Band bietet fünf Teile. Die Einführung (S. 11–88) informiert eingehend über die Geschichte des Stifts, beschreibt kodikologisch-paläographisch die Hs. und erläutert Charakteristika der Liturgie des Salvatorstifts. Die Hs. folgt nicht dem liturgischen Jahr, sondern den Monaten, beginnend am 1. Januar und endend am 31. Dezember, wodurch Temporale und Sanctorale ineinandergefügt sind. Aus den Quellen erhoben werden Strukturen der Tagzeitenliturgie, die Gliederung der liturgischen Dienste, die Rolle der Sakraltopographie der Stiftskirche und die Dimensionen des reichen Prozessionswesens in und um St. Salvator wie zu den anderen Stiften der Stadt. Die kirchenjahreszeitlich spezifischen Riten entsprechen im Wesentlichen den bekannten spätma. Gepflogenheiten. Schließlich kommen die liturgische Sachkultur (Gewänder, Geräte) und musikalische Aspekte (ab fol. 221v enthält die Hs. einzelne Passagen mit Hufnagelnotation) zur Sprache. Im Mittelpunkt steht dann die Edition der Hs. (S. 89–278), die erschlossen wird durch eine Appendix mit dem rekonstruierten Kalender (S. 279–299) und die Indices (S. 301–343) mit dem Initienregister, einem Register der Namen, Orte und Sachen und den Verweisstellen auf das Rationale, die Liturgieerklärung des Wilhelm Durandus. Schließlich bieten vier Farbtafeln (S. 345–348) einen exemplarischen Einblick in die Gestaltung der Hs., die digitalisiert einsehbar ist (https://hetutrechtsarchief.nl/collectie/609C5BAB150E4642E0534701000A17FD). Diese erfreuliche Publikation ergänzt hervorragend die schon edierten Ordinarien und verhilft zu einer Zusammenschau des gottesdienstlichen Lebens im spätma. Utrecht.
Jürgen Bärsch