1050 Jahre Erzbistum Magdeburg (968–2018). Die Errichtung und Etablierung des Erzbistums im europäischen und regionalen Kontext (10.–12. Jahrhundert). I 1050 anni dell’arcivescovato di Magdeburgo. La fondazione e il consolidamento dell’arcivescovato nel contesto europeo e regionale (secoli X–XII), hg. von Enno Bünz / Wolfgang Huschner (Italia Regia 6) Leipzig 2022, Eudora Verlag, 440 S., 52 Abb., 6 Tabellen, 2 Diagramme, 10 Karten, ISBN 978-3-938533-81-9, EUR 99. – Der Band geht auf eine anlässlich des Jubiläums im Jahr 2018 abgehaltene Tagung zurück. Die 20 Beiträge gehen teils weit über die Bistumsgeschichte hinaus. Zunächst wird die Gründung des Magdeburger Erzbistums in vergleichender Perspektive betrachtet. Während Christian Lübke (S. 21–28) den Einfluss der Situation östlich der Elbe im 10. Jh. auf die Gründung der Kirchenprovinz behandelt, analysieren Sebastian Kolditz (S. 29–54) und Sebastian Roebert (S. 55–76) die nahezu zeitgleichen Bemühungen um die Gründung von Erzbistümern in Süditalien und auf der Iberischen Halbinsel und zeigen, welche Akteure hier prägend wirkten. Jochen Johrendt (S. 77–86) sieht Papst Johannes XIII. bei den Erzbistumsgründungen aktiver als die ältere Forschung. Die folgenden Beiträge nehmen die im Zusammenhang mit den Gründungsvorgängen entstandenen Dokumente in den Blick. Antonella Ghignoli (S. 89–98) kommt bei der Analyse der Editionsgeschichte der Diplome zur Erhebung Benevents zu der Erkenntnis, dass die aus der byzantinischen Kanzlei stammende Bezeichnung prothoasecretis im Westen bereits früher bezeugt ist, als bisher angenommen. Wolfgang Huschner (S. 99–149) bietet nicht nur eine Beschreibung der im Kontext der Erhebung und Ausstattung des Erzbistums Magdeburg ausgestellten Urkunden, sondern kann auch unter den Diplomen verschiedene Fälschungen ausmachen. Ignasi J. Baiges (S. 151–166) präsentiert die im Kontext der Erhebung Vics ausgestellten Urkunden und stellt deren Überlieferung, bisherige Editionen sowie vorhandene Regesten zu jedem Stück zusammen. Die anschließenden Beiträge widmen sich der Gründung und Etablierung der Magdeburger Suffraganbistümer. Mathias Kälble (S. 169–186) zu Meißen, Alexander Sembdner (S. 187–221) zu Zeitz-Naumburg, Markus Cottin (S. 223–230) zu Merseburg und Matthias Hardt (S. 231–241) zu Havelberg und Brandenburg zeigen in durchweg quellengesättigter, teils bis ins Spät-MA reichender Darstellung, vor welchen spezifischen Hintergründen und in welchen Bahnen die Etablierung der Diözesanstruktur jeweils verlief. Gerade die vergleichende Lektüre lässt Unterschiede und Gemeinsamkeiten deutlich hervortreten. Gleiches gilt für die Ausführungen zur Entstehung der Domkapitel, die von Enno Bünz (S. 253–266) für Magdeburg, Meißen und Merseburg, Matthias Ludwig (S. 267–278) für Naumburg und Stefan Petersen (S. 279–296) für Brandenburg und Havelberg stammen. Martin Wihoda (S. 243–250) widmet sich dem Bistum Prag, das dem Mainzer Erzbischof als Ausgleich für die bei der Gründung der Magdeburger Kirchenprovinz erlittenen Verluste zugeordnet worden sei. Im letzten Block steht die Beteiligung der Vertreter der Magdeburger Kirchenprovinz an der Verwaltung des Reichs im Vordergrund. Pierre Fütterer (S. 299–321) stuft die Beteiligung der Erzbischöfe an reichsweiten Versammlungen als bescheiden ein. Martin Riebel (S. 323–350) zeigt, wie Bischöfe der Magdeburger Kirchenprovinz als Teilnehmer an Italienzügen an der Verwaltung des südalpinen Reichsteils mitwirkten. Stefan Magnussen (S. 351–380) stellt die Vertreter der Kirchenprovinz als königliche Gesandte vor und betont, dass individuelle Qualifikation – und nicht das Amt – für diese Aufgabe ausschlaggebend gewesen sei. Die Rolle Erzbischof Konrads im Konflikt um die Nachfolge Lothars III. analysiert Marianne Wenzel (S. 381–389), nach der dessen Unterstützung für Richenza maßgeblich zum 1142 auf dem Frankfurter Hoftag gefundenen Ausgleich beigetragen habe. Bruno Klein (S. 391–406) fragt, ob die Erhebung der Erzbistümer im 10. Jh. auch in der Kathedralarchitektur Niederschlag fand, und konstatiert, dass bei den Domneubauten in Benevent und Magdeburg im 13. Jh. eine künstlerische Geschichtsinszenierung stattgefunden habe, die auf die Rangerhöhung Bezug nahm. Die thematische Bandbreite der Beiträge, die von quellenkritischen Studien über Überblicksdarstellungen zu den Magdeburger Suffraganbistümern und Detailstudien zu Amtsinhabern bis zu transnational-vergleichenden Ansätzen reichen, machen den Band zu einem wichtigen Nachschlagewerk zur Geschichte der Kirchenprovinz Magdeburg im Früh- und Hoch-MA, aber auch zu einem Ausgangspunkt für weitere Forschungen.
Michael Belitz