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Irene Pereira García, La Rioja (Siglos VIII–XV) (Corpus Inscriptionum Hispaniae Mediaevalium 6) León 2020, Univ. de León, 482 S., 138 Abb., 1 CD-Rom, ISBN 978-84-18490-05-7, EUR 42. – Der Band erfasst die Inschriften des 8.–15. Jh. der kleinen Region La Rioja im Norden Spaniens. Der 116 Nummern zählende Katalog der Inschriften wird von ausführlichen wissenschaftlichen Studien eingeleitet, die sich über beachtliche 192 Seiten erstrecken. P. G. bezieht u.a. Stellung zum historischen Kontext, zu inschriftlichen Quellen, epigraphischen Zentren, Inschriftenakteuren und Material sowie zu Original, Kopie und Fälschung. Sehr profund und eingehend werden Schrift, Sprache und textlicher Inhalt der Inschriften analysiert. Das am historischen Jakobsweg gelegene Kloster Santa María la Real von Nájera stellt mit 31 Katalognummern das inschriftliche Zentrum der Region dar, weit vor San Millán de la Cogolla (12), Santo Domingo de la Calzada (9), Cañaz (7) und der Hauptstadt Logroño (5). Im Kloster Santa María la Real richteten Könige, Königinnen und Infanten von Navarra aus dem Hause Jiménez (918–1234) ihre Grablege ein. Die auf uns gekommenen 19 Grabmäler, in bisweilen sehr eigenwilliger Kapitalis-Beschriftung, entstanden allerdings erst in den 1550er Jahren. 23 der im Katalog bis zum Jahr 1300 aufgelisteten 78 Inschriften verweist P. G. in das späte MA oder in die frühe Neuzeit. Mit der Roboratio des Königs Sancho Garcés II. auf einem Prozessionskreuz von 968 (Nr. 3) hat sich zumindest ein Inschriftenoriginal aus dem frühen MA mit Bezug zum Königshaus in Santa María la Real erhalten. In der Inschrift für den Erzpriester Romeo aus Logroño von 1263 (Nr. 72) findet erstmals in der Region die spanische Sprache und auch die Gotische Majuskel ihren Einsatz. Die Inschrift weist die Jahresdatierung nach der spanischen Era auf, die in der Region bis zum Ende des 14. Jh. verwendet wurde. Die Gotische Minuskel ist erst im 15. Jh. belegt, gegen Ende des 15. Jh. erscheinen erstmalig die frühhumanistische Schrift und die Renaissance-Kapitalis sowie um 1500 die humanistische Minuskel. Letztere zeigt sich in Ábalos (Nr. 102) mit einigen gotischen Formen und in breiter Proportionierung der Buchstaben. Sämtliche Inschriften des Katalogs sind mit Abbildungen versehen, die s/w-Abbildungen des Bandes werden mit qualitativ vorzüglichen Farbabbildungen auf der beigefügten CD-Rom bereichert. Den Band erschließen Register zu Personennamen, Heiligennamen, Inschriftenarten und Ortsnamen.

Franz-Albrecht Bornschlegel

(Rezensiert von: Franz-Albrecht Bornschlegel)