Un monachesimo di confine: L’abbazia cistercense di Cerreto nel Medioevo. Atti della giornata di studio, Abbadia Cerreto (LO), 27 maggio 2017, a cura di Guido Cariboni / Gianmarco Cossandi / Nicolangelo D’Acunto (Incontri di studio 18) Spoleto 2020, Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo, X u. 297 S., Abb., ISBN 978-88-6809-311-2, EUR 50. – Der aus einem Studientag hervorgegangene Sammelband widmet sich der Zisterzienserabtei von Cerreto bei Lodi in der Lombardei aus interdisziplinärer Perspektive, wie der Hg. D’A. (S. VII–X) in seinem Vorwort erklärt. Im Mittelpunkt steht die uneinheitlich untersuchte Überlieferung dieser Abtei während des MA. Mit dem Titel möchten die Hg. zum einem auf den Standort der Abtei hinweisen, die an den strategisch bedeutsamen Rändern der Einflussgebiete von Mailand, Lodi und Cremona liegt. Zum anderen wird der Übergang vom benediktinischen Mönchtum hin zum Zisterzienserorden angesprochen, der ihre Geschichte prägte. Elisabetta Filippini (S. 1–16) beschäftigt sich mit der benediktinischen Phase der Abtei und geht auf die Gründung im Jahr 1084 und auf die Stifterfamilie da Cassino ein. Insbesondere wird die soziale Verflechtung der Stifter mit weiteren wichtigen Familien der Region erläutert. Guido Cariboni (S. 17–51) konzentriert sich auf die Inkorporation von Cerreto in den Zisterzienserorden. Gegen die traditionelle Forschung interpretiert er diesen Übergang als einen komplexen Prozess, der sich zwischen 1135 und 1145 vollzog und als Strategie der Stärkung eines zum Patrimonium sancti Petri gehörenden Klosters verstanden werden kann. Anschließend beleuchtet Gianmarco Cossandi (S. 53–80), wie Cerreto aufgrund seiner günstigen Lage zwischen den Gebieten der Kommunen von Mailand, Cremona und Lodi in die Territorialpolitik dieser Städte einbezogen wurde. Laura Bertoni (S. 81–105) legt eine Untersuchung der Verwaltung der ländlichen Güter des Klosters vor und konzentriert sich dabei auf die Zeit nach der Eingliederung in den Zisterzienserorden. In der diplomatischen und kodikologischen Sektion des Bandes liefert Luca Fois (S. 107–138) einen aktualisierten und umfangreichen Überblick über die Urkundenüberlieferung der Abtei, indem er das Klosterarchiv anhand der heute verstreuten Dokumentation rekonstruiert und Fragen nach der Produktion und Aufbewahrung von Dokumenten in den Zisterzienserklöstern der Lombardei aufwirft. Miriam Rita Tessera (S. 139–153) widmet sich hingegen den wenigen überlieferten Hss. aus Cerreto. Ein erwähnenswertes Exemplar ist die Pariser Hs. Bibl. nationale, lat. 2252, aus dem 12. Jh., die eine Auflistung von Reliquien beinhaltet – ein Unikat für die Zisterzienserabteien der Lombardei in dieser Zeit. Auch die kunstgeschichtliche Perspektive ist prominent vertreten: Filippo Gemelli (S. 155–176) analysiert die Architektur der Abteikirche und deckt eine Planänderung im Lauf des zügigen Baus auf, durch die die Richtung der typisch lombardischen Architektur eingeschlagen und dabei zisterziensische Dekorationselemente in der Kirchenskulptur, wie zum Beispiel an den Kapitellen, angebracht wurden. Luigi Carlo Schiavi (S. 177–194) erweitert den Blick und ordnet die Abteikirche von Cerreto in das zisterziensische Panorama der Lombardei ein. Er identifiziert als typische zisterziensische Bauelemente eine standardisierte Form der Ziegel und ein neuartiges Mauerwerk. Jessica Ferrari (S. 195–224) weitet das Untersuchungsfeld noch einmal aus, indem sie sich mit der 1158 zerstörten Bischofskirche von Lodi Vecchio beschäftigt, in deren Diözese Cerreto liegt. Durch ihre Untersuchung werden neue Erkenntnisse zum Kirchenbau gewonnen. Ferruccio Pallavera (S. 225–262) lässt die wichtigsten Ereignisse in den ersten vier Jahrhunderten der Abtei von Cerreto Revue passieren. Abschließend werden die zehn italienischen Aufsätze von einem deutschsprachigen Kommentar und einem englischsprachigen Epilog abgerundet. Christoph Dartmann (S. 263–271) liest alle Beiträge nochmals aus der Perspektive des Titels, um sie zu problematisieren und zugleich zu würdigen. Frances Andrews (S. 273–278) bietet eine stringente Wiedergabe der neu entdeckten Aspekte, die laut ihrem Ausblick Desiderata für weitere Untersuchungen aufgezeigt haben. Der Sammelband lässt deutlich die Verankerung der Beiträge in den neueren Diskursen der monastischen Forschung erkennen und stellt grundlegende Fragen an Experten aus verschiedenen Disziplinen, um die Verbreitung des zisterziensischen Mönchtums am Beispiel der Abtei von Cerreto multiperspektivisch in ein neues Licht zu rücken.
Elena Vanelli
(Rezensiert von: Elena Vanelli)