Neue archäologische und kulturgeschichtliche Forschungen zum frühen und hohen Mittelalter zwischen Saale und Zwickauer Mulde, hg. von Volker Schimpff / Andreas Hummel / Pierre Fütterer / Hans-Jürgen Beier (Beiträge zur Frühgeschichte und zum Mittelalter Ostthüringens 11) Langenweißbach 2022, Beier & Beran, 268 S., Abb., ISBN 978-3-95741-188-4, EUR 42,50. – Seit 2001 finden in Ponitz bei Schmölln (Ostthüringen) jährliche Kolloquien statt, die aus historischer, archäologischer und sprachgeschichtlicher Perspektive Themen der Regionalgeschichte mit dem Schwerpunkt im MA behandeln. Neben dem Fokus auf bestimmten Regionen wie z. B. Altenburger Land, Orlagau und Vogtland wurden auch systematische Aspekte erörtert, etwa zur Kirchenorganisation, zu Stadtgründungen, Adel und Herrschaft sowie Klöstern und Stiften. Das Ponitz-Kolloquium 2020 sah kein Schwerpunktthema vor, sondern war als allgemeine Berichtskonferenz geplant, musste dann aber pandemiebedingt ausfallen. So präsentiert der Band eine Reihe von Beiträgen, die vorgetragen werden sollten. Geboten wird ein bunter Fächer, der von der ma. Siedlungsgeschichte der Ilm-Saale-Platte (Daniel Scherf, S. 39–53), neuen Ergebnissen der ma. Stadtarchäologie in Chemnitz (Rebecca Wegener, S. 55–66) und Zwickau (Jörg Wicke, S. 67–84; Christoph Herbig, S. 85–93) über die Burgenforschung (Matthias Rupp, S. 95–122) bis zur Sakralarchitektur reicht: Neben der romanischen Klosterkirche Thalbürgel (Rainer Müller, S. 123–154) wird der ergrabene Bau der Ottonenzeit („Kaiserpfalz“) auf dem Magdeburger Domplatz von Volker Schimpff (S. 155–176) diskutiert, der mit diffizilen Beobachtungen vorschlägt, von einem kirchlichen Zentral- oder Oktogonalbau auszugehen. Von den geschichtswissenschaftlichen Arbeiten sind hier die Ausführungen von Christine Müller (S. 177–186) über Arnold von Quedlinburg und die Mildenfurther Stifterchronik hervorzuheben, die sich um eine neue quellenkritische Einordnung dieser für die Frühgeschichte der Vögte von Weida zentralen Quelle bemüht. Zwei Beiträge des Namenkundlers Karlheinz Hengst beschäftigen sich mit onomastischen und siedlungsgeschichtlichen Fragestellungen: mit frühen adligen Herrschaftsbildungen vor dem großen Landesausbau zwischen Zwickau und Schmölln (S. 187–206) sowie mit den Herren von Crimmitschau (S. 207–220). Ein weiterer Beitrag (Bernd Kunzmann, S. 221–245) gilt den ma. Verkehrswegen zwischen Thüringen und Böhmen, die im Zusammenhang mit Hinweisen auf böhmische Choden als Grenzwächter erörtert werden. Ein letzter Beitrag (Michael Köhler, S. 247–260) versucht, als „Vogelherd“ erscheinende Toponyme mit ehemaligen Burgstellen, Gerichts- und Versammlungsplätzen in Zusammenhang zu bringen. Hervorzuheben ist die reiche Ausstattung des Bandes mit Abbildungen und Karten. Ein Register fehlt.
Enno Bünz
(Rezensiert von: Enno Bünz)