DA-Rezensionen online

Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,2 (2024) *.

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Rebekka Schirner, Ein ungebildeter Bischof oder ein unterschätzter Gelehrter? Prämissen, Probleme und Perspektiven einer neuen Edition der Historien des Gregor von Tours, Millennium 20 (2023) S. 255–286, wendet sich gegen das häufig vorgetragene Verdikt, Gregor von Tours habe nur über ein niedriges lateinisches Sprachniveau verfügt. Anhand von Selbstzeugnissen Gregors sowie deren Kontextualisierung macht sie deutlich, dass man nicht voreilig auf seine sprachlichen Qualitäten schließen sollte, wenn er einen einfachen Stil propagiert. Anschließend geht sie auf die bis heute maßgebliche Edition der decem libri historiarum von Bruno Krusch / Wilhelm Levison (MGH SS rer. Merov. 1,1) ein, denen sie eine tendenziöse Textgestaltung vorwirft, „in der Annahme, dadurch werde der Bildungsstand Gregors angemessen repräsentiert“ (S. 272). Sie macht deutlich, dass die Hss. einen besseren Wortlaut zulassen, als ihn Krusch / Levison edierten. Um das sprachliche Niveau Gregors darzustellen, geht sie am Beispiel von Hist. 10,31 auf den Prosarhythmus ein, den Gregor sicher beherrschte. Zum Abschluss betont sie die Notwendigkeit einer Neuedition.

D. T.

(Rezensiert von: Veronika Lukas)