Robert Klugseder (Hg.), Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte des Klosters Aldersbach. Bericht zur interdisziplinären Tagung „Mittelalterliche Geschichte des Klosters Aldersbach“ am 1. und 2. Oktober 2020 (StMGBO Ergänzungsbd. 55) St. Ottilien 2021, eos, XIII u. 570 S., 34 Taf., ISBN 978-3-8306-8079-6, EUR 60. – Der Band geht zurück auf eine Tagung, die durch den 900. Jahrestag der Gründung des Augustinerchorherrenstifts im Oktober 2020 veranlasst war; 1146 wurde Aldersbach durch Bischof Otto von Bamberg dem Zisterzienserorden übergeben. – Bernhard Lübbers (S. 1–5) führt mit einem Kurzüberblick über die ma. Geschichte Aldersbachs in den Band ein. – Richard Loibl, Der weitere Blick: Der niederbayerische Donauraum und seine Potentaten im 12. Jahrhundert (S. 7–14), fasst seine Diss. von 1997 (vgl. DA 55, 810f.) kurz zusammen. – Auch Herbert W. Wurster, Das Kloster Aldersbach in der Geschichte des Bistums Passau (1120–1550) (S. 15–30), bleibt bei einer Überblicksdarstellung. – Sebastian Kalla, Zisterziensische Entvogtungstendenzen? Die Vogtei über das Kloster Aldersbach im 12. und 13. Jahrhundert (S. 31–44), kommt nach eingehender Prüfung der Quellen zu der Überzeugung, dass die Zisterzienser keineswegs von Anfang an auf eine Befreiung von der Vogtei hingearbeitet hätten; „bis 1283 hat … keiner der Akteure die Herrenvogtei über Aldersbach als solche nachweisbar infrage gestellt“ (S. 44). – Alois Schmid, Der Einbau des Klosters Aldersbach in den Territorialstaat der Wittelsbacher (S. 45–61), stützt sich in erster Linie auf Urkunden. – Tobias Appl, Die niederbayerischen Herzöge und ihre Beziehungen zum Kloster Aldersbach (1255–1340) (S. 63–79), kann darüber hinaus auch die Klosterrechnungen auswerten, aus denen sich ein Eindruck sehr intensiver Beziehungen ergibt. A. warnt allerdings davor, sich vom Überlieferungszufall in die Irre führen zu lassen: Für andere Häuser, die mindestens ebenso wichtig für die Wittelsbacher gewesen sein müssen, haben sich schlicht keine Rechnungen erhalten. – Susanne Wolf, Urkunden, Akten, Amtsbücher – Das Archiv des Klosters Aldersbach und warum alte Repertorien für die historische Forschung nützlich sind (S. 81–121, 6 Abb.), bietet nicht nur einen Abriss der Geschichte des Archivs und seines Inhalts, sondern auch zwei Fallbeispiele für den im Titel benannten Nutzwert der Repertorien. – Adelheid Krah, Bemerkungen zur Entstehung des monastischen Konvents in Aldersbach sowie zu einer denkwürdigen Tat im Streit um die Zugehörigkeit der Pfarre Thaya am Ende des 13. Jahrhunderts (S. 123–136, 2 Abb.), erzählt zwei Episoden der Klostergeschichte anhand von Urkunden nach. Die Transkription auf S. 133 ist zu korrigieren: … hanc damus [...] sigillis (K.: sigiliis) nostris certissime communitam (K.: commuitamus) praesentibus testibus infra scriptis, domino Leutoldo (K.: Leutolto) sepe (K.: saepe) dicto, Alberone de Chunringen, Gotshalco de Flachenek et Friderico de Michelstet militibus; et quia ego Agnes sigillum cum tytulo proprii nominis mei non habeo, sigillum patris mei Alberonis de Veldsberg beate (K.: beatae) memorie (K.: memoriae), quo (K.: quod) semper uti soleo, me noveritis (K.: nominis) pro (K.: quo) meo proprio certitudinaliter appendisse. – Bernhard Lübbers, Die ältesten Aldersbacher Rechnungen und ihr Quellenwert (S. 137–160, 2 Abb.), kann aus den von ihm selbst edierten Rechnungsbüchern (vgl. DA 68, 644) zahlreiche illustrative Beispiele anführen, die Erkenntnisse zur Wirtschaftsführung des Klosters ebenso vermitteln wie zum klösterlichen Alltag, zur Baugeschichte und sogar zur großen Politik. – Carolin Schreiber, Die Handschriften des Klosters Aldersbach (S. 161–200), kann insbesondere den letzten Hss.-Katalog des Klosters (heute Bayerische Staatsbibl., Cbm Cat. 4) neu dem Bibliothekar und Prior Felizian Rois (1755–1800) zuschreiben und auf die Jahre 1784–1798 datieren. Im Anhang bietet sie eine Übersicht aller in diesem Katalog verzeichneten Hss. und deren Identifizierung im heutigen Bestand der Bayerischen Staatsbibl., darunter zahlreiche Neuidentifizierungen. – Donatella Frioli, I più antichi manoscritti dello scriptorium di Aldersbach (S. 201–235, 6 Abb.), behandelt die Produktion bis in die erste Hälfte des 13. Jh. nicht nur unter paläographischen und kodikologischen Gesichtspunkten, sondern auch die Auswahl der kopierten Texte und deren Herkunft. – Robert Klugseder, Übersicht zur Musik- und Liturgiegeschichte Aldersbachs bis zum Beginn der Neuzeit (S. 323–347, 5 Abb.), wertet die verfügbaren Quellen aus, von liturgischen Hss. bis zu den Klosterrechnungen, mit teilweise fragwürdigen lateinischen Transkriptionen (etwa S. 336 Anm. 36). – Ähnlich angelegt ist ders., Daten zur Baugeschichte des Klosters Aldersbach (S. 391–472), wo er aber die Schriftquellen um archäologische Funde ergänzen kann. – Ludger Drost, Die Beziehung zwischen dem Kloster Aldersbach und der Wallfahrt Kößlarn im späten Mittelalter (S. 497–511, 9 Abb.), zeigt, wie das Kloster der wohl 1364 gegründeten Wallfahrt, die insbesondere ab ca. 1460 durch den Pfarrer von Rotthalmünster Egidius Kral gefördert wurde, zunächst eher reserviert gegenüberstand. Erst Wolfgang Marius (Abt 1514–1544) fühlte sich dem Ort persönlich verbunden, allerdings ging zu seinen Zeiten die Attraktivität für die Wallfahrer zurück.
V. L.
(Rezensiert von: Veronika Lukas)