DA-Rezensionen online

Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,1 (2024) *.

Sie bleibt nach Erscheinen der Printausgabe online verfügbar.

Ondřej Schmidt, Briefe vom Kaiserhof. Die letzten Luxemburger in der diplomatischen Korrespondenz aus dem Archiv der Gonzaga von Mantua (1380–1436), Brno 2022, Masaryk Univ. Press, 180 S., Abb., ISBN 978-80-280-0015-8, CZK 300. – Das Buch ist der Editionsteil der Diss., die der Vf. 2020 an der Masaryk Univ. abschloss. Sein Ziel ist es, die diplomatische Korrespondenz der letzten Luxemburger mit den Gonzaga in einer modernen kritischen Edition vorzulegen. Es handelt sich dabei um die Korrespondenz der Brüder Wenzel (1376–1400/19) und Sigismund (1410/11–1437) auf Seiten der Luxemburger sowie Ludovico (1370–1382), Francesco (1382–1407) und Gianfrancesco (1407–1444) für die Gonzaga. Die behandelten Themen kreisen etwa um die geplante Romfahrt Wenzels, für die Gonzaga um das Bestreben, Privilegien zu erwirken, insbesondere die Erhebung in den Markgrafenstand. Letzteres gelang, als Sigismund Gianfrancesco auf seinem Italienzug 1432 die Markgrafenwürde verlieh. Begrüßenswert ist, dass hier nicht nur die Herrscher im Fokus stehen, sondern insbesondere die Diplomaten in ihrem Umfeld, von denen die Briefe großteils stammen: der Abt von Sant’Andrea Antonio Nerli, der Bologneser Rechtsgelehrte Lambertino Canetoli, der Minoritenbruder Gaspare da Mantova, vor allem aber Simone da Crema, der auch maßgeblich die Erhebung in den Markgrafenstand vorantrieb. Zudem berichten einige Personen des kaiserlichen Hofs an die Gonzaga: Cristoforo de Valle aus dem Umfeld Wenzels sowie der Kanzler Kaspar Schlick und der Sekretär Hermann Hecht vom Hof Sigismunds. Die Edition umfasst sämtliche Briefe Wenzels und Sigismunds, die Schreiben der Gonzaga-Diplomaten sowie die Briefe verschiedener mit dem kaiserlichen Hof verbundener Personen. Heraus sticht das Protokoll des Gaspare da Mantova über seine diplomatischen Reisen. Bekannt war bislang in erster Linie das von Bonifacio delle Coppe 1383 aus Prag versandte Schreiben, in dem er die Zustände am Hof Wenzels detailliert schildert (Nr. 5). Insgesamt sind 52 Schreiben erfasst. Die Edition folgt den üblichen Gepflogenheiten. Alle Briefe sind mit laufender Nummer und Kopfregest mit Informationen zur Überlieferung und Edition eingeleitet. Personen, Orte, weitere Dokumente und inhaltliche Zusammenhänge werden in einem Sachapparat erklärt. Ein textkritischer Apparat geht auf fehlende, fehlerhafte oder unklare Stellen ein. Begrüßenswert ist, dass die äußere Textgestalt weitgehend beibehalten wird und auch die Adresse auf der Rückseite angeführt ist. Die Briefe sind großteils dem Archivbestand Affari in Corte Cesarea im Archivio Gonzaga des Archivio di Stato di Mantova entnommen, sowie weiteren Serien der Originalbriefe. Nur fünf Schreiben liegen dem Vf. zufolge nur in Abschrift vor, vier weitere sind als Original und Kopie überliefert. Einmal erscheint Paola Malatesta, Gattin Gianfrancesco Gonzagas, als Adressatin in der Zeit der Konflikte ihres Sohns mit ihrem Gatten. Einziger Wermutstropfen ist das Fehlen der Schreiben der Gonzaga selbst, die wohl in der kopialen Überlieferung der Copialettere in Mantua erhalten sein dürften. Eine konzise Einleitung, ein Register der Personen- und Ortsnamen sowie eine Bibliographie und Abbildungen einiger Schreiben runden den Band ab. Insgesamt eine sehr begrüßenswerte Edition zu den in der Forschung bislang weniger behandelten Kontakten der Gonzaga zu Wenzel und Sigismund.

Christina Antenhofer

(Rezensiert von: Christina Antenhofer)