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Studie o rukopisech 52/2 (2022): Michal Dragoun, Finis non est. Několik dalších rukopisů augustiniánských kanonií v Roudnici nad Labem a v Sadské [Einige weitere Handschriften der Augustiner-Chorherrenstifte in Raudnitz an der Elbe und Sadská] (S. 105–129), präsentiert vier wertvolle Ergänzungen zu dem vor kurzem von ihm herausgegebenen Verzeichnis der Hss. der beiden führenden böhmischen Augustiner-Chorherrenstifte im MA (vgl. DA 72, 641–644). Die Funde sind in erster Linie das Ergebnis einer systematischen Erforschung der Provenienzmerkmale, insbesondere der charakteristischen Gestalt der Signaturen. In die ma. Bibliothek des Stifts Raudnitz lassen sich die nachfolgenden Hss. verorten: Praha, Knihovna metropolitní kapituly u sv. Víta (weiter MK), G V, Böhmen, 1. Hälfte 14. Jh. (Legenden der Heiligen Adalbert und Wenzel; Chronik des Cosmas, Chronik des Franz von Prag); Praha, Národní knihovna (weiter NK), VI D 9, Böhmen, Anfang 15. Jh. (Pseudo-Isidorus Mercator, Decretales, pars prima); Praha, NK, VII C 22, Böhmen, 1454 (Werke des Lactantius). Die Bibliothek des Klosters Sadská wird ergänzt um die Hs. B LXXXVIII aus dem Fonds Praha, MK, 13.–15. Jh. (vor allem Humbertus de Romanis, De dono timoris). Sämtliche Codices werden ausführlich kodikologisch beschrieben. – Kamil Boldan, Špýrský tiskař Peter Drach a počátky knihkupecké sítě v Čechách a na Moravě [Peter Drach, ein Drucker aus Speyer, und die Anfänge des Buchhandels in Böhmen und Mähren] (S. 130–159), analysiert einige bohemikale Teile des singulär erhaltenen Rechnungsbuchs (Dillingen, Studienbibl., Ms. XV 488) des Speyrer Druckers und Verlegers Peter Drach d. J. († 1504). Vornehmlich bietet der Beitrag eine revidierte Edition des Inventars der Buchlager Drachs in Böhmen und Mähren (fol. 9r, aus den Jahren 1486/87). Im breiteren Kontext des Exports ausländischer Drucke in die böhmischen Länder identifiziert der Vf. sodann alle Orte und Personen, zu denen in sechs Städten (Brüx/Most, Prag/Praha, Kuttenberg/Kutná Hora, Iglau/Jihlava, Brünn/Brno, Olmütz/Olomouc) Drachs Agent (Buchführer) Johann Schmidhofer Kontakt hatte. Mit einer einzigen Ausnahme (der Pfarrer in Brüx) handelte es sich um vermögende – in repräsentativen Häusern an exponierten Orten innerhalb der Stadt lebende – Kaufleute. – Jiří Glonek, Korvínské knižní vazby v Olomouci? [Corvinus-Bucheinbände in Olmütz] (S. 160–178), untersucht anhand der Hss.-einbände in der Olmützer Kapitelbibliothek (aufbewahrt im Zemský archiv Opava, Zweigstelle Olomouc, Bestand Sbírka rukopisů Metropolitní kapituly Olomouc; weiter CO), ob sich einige dieser Manuskripte direkt mit Hss. aus der Budaer Bibliothek des ungarischen Königs Matthias Corvinus identifizieren oder zumindest durch die Buchbinderwerkstatt in Buda beeinflussten Werkstätten zuordnen lassen. Während der Vf. die erste Möglichkeit für ziemlich ausgeschlossen hält (allenfalls zu CO.281 und CO.338 würden eventuell weitere Nachforschungen lohnen), entsprechen der zweiten Variante (postcorvinische mitteleuropäische Buchbinderwerkstätten) die Hss. CO.330 (Werk des sog. Meisters Gazio) und CO.329 (Meister GA/GR). Weitere Codices lassen sich als Arbeiten italienischer Meister in Florenz und Ferrara identifizieren (CO.281, CO.336, CO.344, CO.337, von denen die ersten drei dem Breslauer Bischof und Olmützer Kanoniker Johann IV. Roth [† 1506] gehörten).

Jan Hrdina

(Rezensiert von: Jan Hrdina)