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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,1 (2024) *.

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Renáta Modráková, Knižní kultura kláštera benediktinek u sv. Jiří na Pražském hradě [Die Buchkultur der Benediktinerinnen im St.-Georgs-Kloster auf der Prager Burg], Praha 2022, Narodní knihovna České republiky, 611 S., Abb., ISBN 978-80-7050-751-3, CZK 513. – Das St.-Georgs-Kloster ist eine der ältesten und am längsten bestehenden Kircheninstitutionen in den böhmischen Ländern. Diesem Umstand wird jedoch weder die Menge und Beschaffenheit der überlieferten Quellen noch das Ausmaß der bisherigen Forschungstätigkeit gerecht. Daher kann man die umfassende Monographie nur begrüßen, die auf die Diss. der Vf. zurückgeht und sich das Ziel gesetzt hat, die Buchkultur dieses Klosters zu beschreiben und zu analysieren. Sie beschränkt sich jedoch nicht darauf – den einschlägigen Kapiteln sind umfangreiche Abschnitte vorangestellt, die sich mit der Geschichte des Klosters, seinen Äbtissinnen und dem mit dem Kloster verbundenen pragmatischen Schrifttum sowie mit dem Schicksal der Kanonikerkongregation befassen, die den Benediktinerinnen seelsorgerische Dienste leistete. In der Einführung hat die Vf. eine unglaubliche Menge an Informationen zusammengetragen und sicherlich eine geeignete Grundlage für eine kritische Abhandlung über die Geschichte des Klosters geschaffen, die ein wesentliches Desiderat der tschechischen MA-Forschung darstellt. Leider stellen die Kapitel selbst in der veröffentlichten Form noch keine solche zusammenfassende Abhandlung (oft nicht einmal eine analytische Untersuchung) dar, sondern sind eigentlich eine chronologisch geordnete Präsentation von Dokumenten zu einzelnen Problemkreisen, in der etwa die Stellung und Bedeutung der barocken Abhandlung Hammerschmieds zur Klostergeschichte oder der historische Kontext anderer Quellen unklar bleiben. So wird beispielsweise im Kapitel zu den amtlichen Tätigkeiten des Klosters eine Urkunde Sigismunds von Luxemburg erwähnt, nicht aber der Einfluss des Hussitismus – er ist einfach ein weiterer Punkt in der Liste. Nichtsdestoweniger ist das gesammelte Material bemerkenswert und wird sicherlich ein Anstoß für weitere Untersuchungen sein. Der Hauptteil besteht in einem Katalog (S. 199–557), der von einer äußerst knappen Erörterung der schriftstellerischen Tätigkeit im Kloster (S. 182–188) eingeleitet wird. Die Vf. unterteilt ihn in drei Haupteinheiten, nämlich (a) Hss., die im Umkreis des Klosters St. Georg zwischen dem Ende des 12. und dem Ende des 13. Jh. entstanden sind (S. 199–281), (b) Hss., die im Skriptorium des Klosters in der ersten Hälfte des 14. Jh. entstanden (S. 282–446), und (c) Hss., die für Angehörige des Klosters zusammengestellt und im Kloster ergänzt wurden (S. 447–505), importierte, aber zur Klosterbibliothek gehörende Hss. aus der vorhussitischen Zeit (S. 506–512) und Hss. aus der nachhussitischen Zeit (S. 513–559). Jeder einzelne Eintrag ist sehr detailliert und akribisch ausgeführt, einschließlich einer gründlichen paläographischen Analyse und einer Aufschlüsselung der enthaltenen Texte. Das Werk basiert, wie man sieht, auf immensem Fleiß und bringt eine Fülle von wertvollen Informationen. Es sollte jedoch vor allem als Prolegomena für eine kritische Auseinandersetzung mit der ma. Geschichte des Klosters gesehen werden.

David Kalhous

(Rezensiert von: David Kalhous)