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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,1 (2024) *.

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Christian Ranacher, Heilseffizienz aus Gemeinschaftssinn. Die Rosenkranzbruderschaft als innovative Form der Jenseitsvorsorge um 1500 (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens N. F. 26) Berlin / Boston 2022, De Gruyter, VIII u. 318 S., 22 Abb., ISBN 978-3-11-074581-8, EUR 104,95. – In seiner von Uwe Israel († 3. Juni 2023) betreuten Dresdner Diss. widmet sich R. den Rosenkranzbruderschaften der Zeit um 1500 im Reichsgebiet nördlich der Alpen. Dies geschieht vorrangig am Beispiel der Dresdner Rosenkranzbruderschaft, der das erste große Kapitel gewidmet ist (S. 41–94). Daneben werden in kurzen Fallbeispielen die Rosenkranzbruderschaften in Frankfurt am Main (S. 168–170), Freiburg im Breisgau (S. 171–176) und Altenburg in Thüringen (S. 176–180) in den Blick genommen. Auch Quellen der Rosenkranzbruderschaften in Köln, Ulm, Augsburg und Basel sowie einzelner weiterer Bruderschaften werden immer wieder in die Untersuchung einbezogen. Die Arbeit stellt insbesondere die Dresdner Rosenkranzbruderschaft anhand zahlreicher, vor allem archivalischer Quellen detailliert vor. Dennoch erschöpft sie sich keineswegs darin, den zahlreichen Darstellungen spätma. Bruderschaften ein weiteres regionales Beispiel an die Seite zu stellen. Vielmehr gelingt R. durchaus überzeugend der Nachweis für seine in der Einleitung formulierte These, dass die Rosenkranzbruderschaften sich deshalb einer so großen Beliebtheit erfreut hätten, weil deren überregionale Verknüpfung zu einer einzigen großen Rosenkranzbruderschaft dazu führte, dass sich „aufgrund der großen Gnade und des unzählbaren Ablasses all diejenigen bußfertigen Menschen richtig aufgehoben“ fühlten, „die nach der Auslöschung der Pein ihrer Sünden strebten“ (S. 1), ohne dass hierzu zahlreiche einzelne kostspielige Stiftungen vonnöten waren. Sein vergleichender Ansatz, seine große Quellenbasis und seine innovative Fragestellung ermöglichen ihm den Nachweis dieser „Heilseffizienz“, wie er das Phänomen bereits im Titel treffend beschreibt. Kritisch anzumerken zu dieser überaus gelungenen Diss. bleibt lediglich, dass ein kleiner Hinweis auf die Dresdner Rosenkranzbruderschaft im Untertitel wohl doch hilfreich gewesen wäre, um den regionalen Schwerpunkt der Untersuchung zu verdeutlichen. Außerdem sei der Hinweis gestattet, dass die umfangreiche Studie nicht den Eindruck erwecken sollte, als habe es im spätma. Reich nur die von ihm behandelten Rosenkranzbruderschaften gegeben. So bestand z.B. auch in der Stadt Stade an der Niederelbe seit 1482 eine (von R. nicht genannte) Rosenkranzbruderschaft, die sich dort sogar bis heute erhalten hat. Diese kleinen Monita mindern den wissenschaftlichen Ertrag der durchaus beeindruckenden Studie aber in keiner Weise.

Arend Mindermann

(Rezensiert von: Arend Mindermann)