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Łukasz Włodarski, Dwory arcybiskupów gnieźnieńskich do 1493 r. Struktura, urzędy, ludzie [Der Hof der Gnesener Erzbischöfe bis zum Jahr 1493. Struktur, Ämter, Menschen], Toruń 2023, Wydawnictwo Naukowe Uniwersytetu Mikołaja Kopernika, 242 S., ISBN 978-83-231-4867-8, PLN 38. – Der Vf. beschreibt den Hof von 16 Gnesener Erzbischöfen von 1232 bis 1493. Hof ist hier nicht als Residenz zu verstehen, sondern als das Milieu der „geistlichen und weltlichen Personen, die sich um die Befriedigung der diesseitigen Bedürfnisse des Erzbischofs kümmerten“. Im Gegensatz zu Westeuropa fehlt es in Polen an Rechnungsbüchern bischöflicher Höfe aus der besprochenen Periode. Ausgewertet wurden also vor allem die Zeugenlisten in den Urkunden der Erzbischöfe oder anderer Aussteller, Verleihungen an Angehörige des Hofs und die Korrespondenz der Erzbischöfe. W. nennt 156 Personen, die dem Hof angehörten. Er präsentiert die Struktur dieses Hofs durch chronologische Beschreibungen einzelner Ämter und Funktionen. Der Hof zählte durchschnittlich neun Personen: fünf Amtsträger und vier Hofleute, nicht gerechnet die unteren Ränge. Der Vf. beschreibt Karriereverläufe und die Hierarchie der Ämter. Am Hof fast aller Bischöfe gab es einen Kanzler (cancellarius) und einen Schatzmeister (thesaurarius). An die Stelle des Kämmerers (camerarius), der fast bis zum Ende des 14. Jh. erscheint, trat im 15. Jh. der Hofmarschall (marsalcus curie). Außerdem erscheinen agazo/subagazo, claviger, confessarius, cubicularius, dapifer/subdapifer, incisor, magister coquine, pincerna/subpincerna, subcamerarius, subcancellarius, venator, vicethesaurarius, familiares. Die Struktur des erzbischöflichen Hofs ahmte offenbar die Höfe weltlicher Herrscher nach. W. präsentiert die Angehörigen des Hofs der Gnesener Erzbischöfe als soziale Gruppe (allerdings konnte nur für 45 % aller Personen die Herkunft bestimmt werden). Sie stammten hauptsächlich aus dem Adel; Geistliche machen 41 % aus. Ein Universitätsstudium hatten 8 % absolviert, am Hof bekleideten sie die Ämter des Kanzlers und des Vizekanzlers. Ein eigenes Kapitel enthält Biogramme der Hofleute in alphabetischer Folge.

Hanna Rajfura

(Rezensiert von: Hanna Rajfura)