DA-Rezensionen online

Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,1 (2024) *.

Sie bleibt nach Erscheinen der Printausgabe online verfügbar.

Jarosław Wenta, Rękopis z Eichstätt: Cod. st 697. Konteksty powstania ekscerptów z Kroniki Anonima, tzw. Galla [Die Handschrift Eichstätt, Cod. st. 697. Entstehungskontext der Exzerpte aus der Chronik des sogenannten Gallus Anonymus] (Subsidia Historiographica 4) Toruń 2022, Wydawnictwo Naukowe Uniwersytetu Mikołaja Kopernika, 137 S., Abb., ISBN 978-83-231-4780-0, PLN 64, engl. Summary. – Das Werk stellt einen weiteren Beitrag zur Diskussion um die Herkunft des als Gallus Anonymus bekannten ersten polnischen Chronisten dar. Geäußert haben sich dazu bereits Johannes Fried (DA 65, 497–545) und Eduard Mühle (DA 65, 373–391; Zs. für Ostmitteleuropa-Forschung 60, 2011, S. 267–285). Beide legten Verbindungen des Chronisten nach Bamberg sowie eine Gleichsetzung mit dem heiligen Otto nahe. Auch W. selbst hat das Thema schon früher behandelt (Kronika tzw. Galla Anonima, 2011, vgl. DA 67, 700). Zu einer neuen Stellungnahme veranlasste ihn die Entdeckung zweier auf Gallus beruhender Stilübungen (und somit gewissermaßen „Exzerpte“ aus einer bisher unbekannten Kopie der Chronik) in einer Hs. der Univ.-Bibl. Eichstätt-Ingolstadt. Der Vf. bemüht sich um eine eingehende Untersuchung etwaiger „Kontexte“ rund um diesen Fund und zeigt verschiedene Deutungsmöglichkeiten auf, gibt jedoch letzten Endes keiner von ihnen den Vorzug. Die Argumentation wirkt darum äußerst verworren, nicht zuletzt wegen des schwerfälligen Schreibstils. Es bereitet sogar gewisse Schwierigkeiten, festzustellen, welche der dargestellten Ansichten eigentlich vom Vf. selbst vertreten werden. Jedenfalls hält es W. für bedeutsam, dass die „Exzerpte“ in einem Codex erhalten sind, dessen Besitzer im 15. Jh. mit Bamberg in Verbindung gebracht werden können. Dies mag nach seiner Ansicht die Hypothese einer Bamberger Herkunft des Chronisten bestärken, wobei er auch eine Vielzahl sonstiger „Kontexte“ anführt, die das Vorhandensein eines Codex mit der Chronik des Gallus in Franken erklären könnten. W. befasst sich eingehend mit der „intellektuellen und geistigen Landschaft“ Bambergs im 11. und 12. Jh. und kommt zu dem Schluss, man könne den Chronisten diesem Milieu nicht wirklich zuordnen. Die gesamte Arbeit führt also zu keinem eindeutigen Ergebnis. Das Wertvollste daran ist wohl ohnehin die Edition der „Exzerpte“ einschließlich eines umfangreichen kritischen Apparats (S. 97–107) und Abbildungen der betreffenden Hss.-Seiten (S. 109–113).

Tomasz Jurek

(Rezensiert von: Tomasz Jurek)