José María de Francisco Olmos / Encarnación Martín López (ed.), Sigilografía hispánica. Nuevos estudios (Colección de Historia del Derecho y de las Instituciones) Madrid 2023, Dykinson, 381 S., Abb., ISBN 978-84-1170-189-1, EUR 35. – Der Band beinhaltet elf Aufsätze, die einen umfassenden Überblick über die jüngsten von der Iberischen Halbinsel stammenden Forschungen zu Siegeln des MA bieten. Sie sind das Ergebnis einer internationalen Tagung, die am 16./17. Mai 2019 in León stattfand. Das Kompendium veranschaulicht den Aufschwung, den die Sigillographie in Spanien momentan dank interdisziplinären Ansätzen, neuen Technologien und nicht zuletzt institutioneller Förderung erlebt. Koordiniert wurde die Tagung von d. F. O., Professor an der Univ. Complutense de Madrid und Mitglied der Real Academia Matritense de Heráldica y Genealogía, zusammen mit M. L., Professorin an der Univ. de León und Leiterin des Corpus Inscriptionum Hispaniae Mediaevalium. Beide fordern einleitend einen neuen Katalog für die Siegel der Iberischen Halbinsel, um den Weg für internationale, multidisziplinäre Studien zu bereiten; die verfügbaren Kataloge seien längst überholt und für ein solches Vorhaben unbrauchbar, würden doch die Abbildungen heutigen Anforderungen nicht mehr genügen und neuere Forschungen, etwa zu Siegeln kirchlicher Einrichtungen, darin fehlen (S. 5). In Anlehnung an andere europäische Projekte wie „SIGILLA: Base numérique des sceaux conservés en France“ oder „SIGILLVM PORTVGALIAE“, das Projekt zur Erfassung der Siegel Portugals, das Maria do Rosário Barbosa Morujão (S. 333–353) in diesem Band vorstellt, soll für die spanischen Siegel gleichermaßen eine digitale Plattform namens SIGNVM entstehen. – Miguel Calleja-Puerta (S. 9–50) widmet sich den Anfängen der königlichen Besiegelungspraxis unter Alfons VII. Anhand spärlicher materieller, aber auch schriftlicher Quellen – dazu gehören Siegelabdrücke, Schriftstücke, an denen die Siegel befestigt waren, sowie Empfängerlisten – weist er nach, dass Alfons VII. Siegel gezielt zum Zweck der Repräsentation seiner kaiserlichen Macht einsetzte. Natalia Rodríguez Suárez (S. 105–128) bietet eine Synthese zu den Siegeln der Königinnen von Kastilien und betont, dass im Rahmen der Geschlechterforschung, wie sie in letzter Zeit etwa für die Territorien der Krone von Aragón geleistet wurde, noch viel zu tun bleibt. José María de Francisco Olmos (S. 51–104), einer der besten Kenner der päpstlichen Kanzlei, setzt den Auftakt zu den kirchlichen Siegeln. Er stellt die Entdeckung eines außergewöhnlichen Jurisdiktionssiegels vor, das von Kardinal Rodrigo Borja während seiner Tätigkeit als päpstlicher Legat (1473) zur Unterstützung des Kreuzzugs gegen die Türken verwendet wurde. José Antonio Fernández Flórez / Marta Herrero de la Fuente (S. 129–158) untersuchen die Entwicklung des Siegels als Beglaubigungsmittel mittels Urkunden aus den Klöstern Sahagún, Otero de las Dueñas und Carrizo de la Ribera bis zum Jahr 1300. Pablo Alberto Mestre Navas (S. 159–212) liefert einen der interessantesten Beiträge, indem er der Entstehung und Entwicklung der Siegel des Domkapitels und der Erzbischöfe von Sevilla nachgeht. María Dolores Teijeira Pablos / María Concepción Cosmen Alonso (S. 213–241) konzentrieren sich auf die Person des Bischofs von Burgos Pablo de Santa María (1415–1435) und seine Siegel, in denen sich sein persönlicher und institutioneller Werdegang, seine reformatorische Gesinnung und jüdische Herkunft widerspiegeln. Alejandro García Morilla (S. 243–261) befasst sich mit der Besiegelungspraxis des Zisterzienserordens, genau genommen mit den Siegeln der Äbtissinnen von Santa María de Gradefes, womit der Überblick über die kirchliche Sigillographie seinen Abschluss findet. Ernesto Fernández-Xesta y Vázquez (S. 263–312) rückt die repräsentativsten Siegel aus dem Archivo-Biblioteca de los Barones de Valdeolivos in Fonz (Huesca), die mit der Krone von Aragón in Verbindung stehen, ins Zentrum seiner Untersuchung. Leonardo Magionami (S. 313–332) stellt sowohl die Sammlung von Matrizen vor, die im Staatlichen Museum für ma. und moderne Kunst in Arezzo aufbewahrt wird, als auch hsl. Aufzeichnungen von Francesco de Rossi, von denen einige bislang noch nicht publiziert waren. Den Abschluss bilden Teresa Campos-López / Fátima Martín Escudero (S. 355–381), die sich mit muslimischen Siegeln befassen, die in al-Andalus während der Eroberung der Halbinsel durch die Umayyaden verwendet wurden. Resümierend sei festgehalten, dass uns dieser nach höchsten wissenschaftlichen Maßstäben gestaltete Sammelband die ma. Sigillographie der Iberischen Halbinsel näherbringt, auch wenn die Besiegelungspraxis wichtiger Gruppen wie des Adels, der Ritterorden oder Städte nicht berücksichtigt wurde. Wir werden daran erinnert, wie notwendig es ist, die Methoden unterschiedlicher Disziplinen, etwa der Diplomatik, der Geschichte, Kunstgeschichte, Epigraphik, Heraldik, Genealogie oder Semiotik anzuwenden, um den sozialen und historischen Wert von Siegeln und Besiegelungspraxis angemessen beurteilen zu können. Zweifellos wird dieser Band als Impuls für künftige Forschungen dienen.
Irene Pereira García (Übers. A. N.)
(Rezensiert von: Irene Pereira García)