Reinhard Uecker, Die fürstlichen Wittenprägungen in Mecklenburg 1377/78–1430, Regenstauf 2023, Battenberg Verlag, 208 S., Abb., ISBN 978-3-86646-235-9, EUR 69. – Der Witten ist die erste Mehrpfennigmünze des Spät-MA, die im deutschen Nordosten geprägt wurde. Die Stadt Lübeck, Hauptort eines Währungsgebiets, die als erste deutsche Stadt bereits am 25. März 1340 von Kaiser Ludwig dem Bayern das Goldmünzrecht erhalten hatte, führte diese weiße Münze im Wert von vier Pfennigen um 1365 ein. Schnell breitete sich das Nominal im Hanseraum, in Mecklenburg und in Pommern aus. Die Einführung dürfte mit 1365 oder kurz vorher heute als gesichert gelten; die Abfolge und Datierung der überlieferten Witten-Typen sind bis heute Themen der Forschung. In der Wittenprägung waren die Hansestädte führend, was die überlieferten Stückzahlen angeht. Geringeren Anteil hatten die Landesfürsten in der Region, zu denen auch die Fürstentümer Werle-Güstrow (Münzstätten Güstrow, Parchim, Malchin, Teterow, Neukalen) und Werle-Waren (Waren, Röbel) sowie die Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard (Sternberg, Friedland, Neubrandenburg, Stargard) zählen. Deren Witten und Viertelwitten sind Thema dieses Buchs. Im Zentrum steht der sorgfältige Katalog, ergänzt durch in der Literatur erwähnte, aber derzeit nicht belegte Münzen und zeitgenössische Fälschungen, illustriert durch 15 ausgezeichnete Tafeln (S. 21–89). Eher kurz ist die Einführung zu den urkundlichen Quellen mit knapper Auflistung der relevanten Hanserezesse (S. 15–20). Die Münzfunde, von zentraler Bedeutung für Datierungsfragen, werden auf dem neuesten Stand zusammengestellt und detailliert besprochen (S. 90–117). Es folgen kleinere, aber wichtige Kapitel zu Datierungsfragen (S. 118–124), zur Metrologie (Durchmesser, Gewicht, Silbergehalt; S. 125–142), zur Einordnung der Witten in die Währungsgebiete der Region (S. 143–147) und zur Gegenstempelung der Witten in westfälischen Städten im frühen 15. Jh., die in der Regel eine dortige Anerkennung im lokalen Geldumlauf bedeutete (S. 148–156). Am Ende steht der Versuch, den Anteil der werlesch-mecklenburgischen Wittengepräge am Gesamtwittenumlauf auf der Grundlage der Münzfunde regional wie mengenmäßig zu fassen (S. 157–186); es blieb nicht beim Versuch, die Ergebnisse sind eindrucksvoll. Ue.s Katalog geht in der Verzeichnung der Münzvarianten über die bisherigen Katalogisierungen deutlich hinaus. Die ergänzenden Textkapitel analysieren, begründen, erläutern; sie sind ausgesprochen lesenswert. So ist das Buch ein wichtiger Beitrag zur spätma. Münzprägung im Hanseraum und auch zu dessen Wirtschaftsgeschichte. Letzteres gilt insbesondere für die mit schönen Karten illustrierten Kapitel zu den Währungsgebieten und zum Wittenumlauf.
Hubert Emmerig