DA-Rezensionen online

Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,1 (2024) *.

Sie bleibt nach Erscheinen der Printausgabe online verfügbar.

Giorgio Vespignani, Bisanzio e Firenze. La Romània fiorentina nel Quattrocento. Prefazione di Antonio Carile (Quaderni della Rivista di Bizantinistica 22) Spoleto 2022, Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo, XXIV u. 188 S., 27 Abb., ISBN 978-88-6809-353-2, EUR 38. – Mit den Beziehungen zwischen Byzanz und Florenz, die sich nur über wenige Jahrzehnte vom Ende des 14. bis zur Mitte des 15. Jh. erstrecken, widmet sich dieses konzise Buch einem Feld, zu dem – außer C. Virgilios Diss. zum Zeitraum 1439–1481 – bisher keine umfassende Gesamtuntersuchung vorliegt. Allerdings wird diese Lücke durch V.s Darstellung infolge einer sehr engen Fokussierung ebenfalls nicht geschlossen. Im Zentrum steht vielmehr der bereits oft thematisierte Aufenthalt der byzantinischen Konzilsdelegation 1439 in Florenz einschließlich seiner Nachwirkungen. Bereits im ersten der drei Hauptteile, der sich dem Zeitraum vom Ende des 14. Jh. bis 1439 widmen soll, sind drei Viertel allein dem Konzil vorbehalten, wobei sich V. auf Aspekte der kaiserlichen Repräsentation und Inszenierung konzentriert: so das adventus-Ritual, das Erscheinungsbild des Kaisers im öffentlichen Raum und die Urkundentätigkeit Ioannesʼ VIII. für Florenz. Skizzenhaft bleiben nicht nur die Aussagen zum Bemühen der Florentiner um die Austragung des Unionskonzils (deutlich mehr dazu in L. Boschettos Monographie von 2012 sowie jüngst in Beiträgen von M. Halff), sondern vor allem die Darstellung der vorherigen Florentiner Bemühungen um die Etablierung fester Kontakte zum Bosporus (S. 1–10). Dabei stützt sich V. auf die bekannten, von G. Müller 1879 publizierten Dokumente. Mit Recht wird auf die Übernahme des Herzogtums Athen durch die Familie Acciaiuoli als Faktor für ein gesteigertes Florentiner Interesse am griechischen Raum verwiesen, diese Dimension der „Romania fiorentina“ jedoch nicht vertieft behandelt, obwohl die umfangreiche und wenig ausgewertete Briefüberlieferung der Acciaiuoli dafür sicher neue Chancen bietet. Auch die folgenreiche Lehrtätigkeit des Manuel Chrysoloras in Florenz bleibt unberücksichtigt. Gegenstand des kurzen zweiten Hauptteils ist vor allem das Wirken Florentiner Humanisten, besonders Leonardo Brunis, während und nach dem Konzil (sein auf S. 65 erwähnter Brief vom 11. März 1439 richtete sich nicht an Ioannes VIII., sondern an „Kaiser“ Albrecht II.), während im dritten Teil Benozzo Gozzolis berühmter Zug der Heiligen Drei Könige in der Kapelle des Palazzo Medici im Mittelpunkt steht, der sehr häufig als bildliche Erinnerung an den Aufenthalt der Byzantiner 1439 in Florenz gedeutet wurde. Gründlich legt V. die diffuse Genese dieser sehr problematischen Zuschreibung offen (S. 83–91), diskutiert den Entstehungskontext des Werks im Jahr 1459 im Hinblick auf das Verhältnis Cosimos de’Medici zu Pius II. und dem Kongress in Mantua, verweist überzeugend auf ältere Florentiner Bildtraditionen zu den magi und plädiert schließlich für ein Verständnis des Werks, das vor allem auf die Verherrlichung der Medici selbst als der Auftraggeber abziele (bes. S. 115–119, siehe auch unten S. 424). Auch weitere gesicherte oder mögliche bildliche Niederschläge des Kaiseraufenthalts von 1439 werden diskutiert. Das Verdienst von V.s auf breitem bibliographischen Fundament ruhender Studie besteht in der gebündelten Diskussion einer Dimension des Themas symbolische Kommunikation und Repräsentation. Für andere ökonomische und politische Dimensionen der „Romania fiorentina“ lädt sie zu weiteren Untersuchungen ein.

Sebastian Kolditz

(Rezensiert von: Sebastian Kolditz)