Samuel Cohen, Gelasius and the Ostrogoths: jurisdiction and religious community in late fifth-century Italy, Early Medieval Europe 30,1 (2022) S. 20–44, rückt die Beziehung von Papst Gelasius und der römischen Kirche zu den Ostgoten in den Mittelpunkt, indem er die Briefe dieses Papstes – von denen über 100 zumeist fragmentarisch erhalten sind – untersucht. Anhand von drei Beispielen zeigt er Fälle auf, in denen Gelasius in seiner Diözese Italia suburbicaria als Bischof aktiv werden musste. Dabei ging es um Kirchengut, Bischofswahl, Statusfragen und Ordination. Gelasius war es wichtig zu betonen, dass Kleriker betreffende Rechtsfälle durch kirchliche Instanzen entschieden werden sollten. Dabei verwies er auch immer wieder auf das römische Recht, das Theoderich als neuer Herrscher in Italien versprochen hatte zu respektieren. Des Weiteren nutzte er situationsbedingt konfessionelle Unterschiede zu den Ostgoten, um seine Positionen argumentativ zu bekräftigen. Bei der Durchsetzung seiner Ziele war Gelasius aber letztlich davon abhängig, wie gut es ihm gelang, die ostgotischen Entscheidungsträger von seinem Standpunkt zu überzeugen.
D. T.
(Rezensiert von: Dominik Trump)