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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,1 (2024) *.

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Auch im Jahr 2022 setzte die Società di Studi Romagnoli ihre Tradition fort, in verschiedenen Orten der Romagna lokalhistorisch geprägte Tagungen abzuhalten. Der 73. Convegno fand im Oktober 2022 unter dem Thema „Studi su Ravenna“ vom 22. bis 23 Oktober in Ravenna und vom 29. bis 30. Oktober in Classe statt, die Beiträge finden sich in Studi Romagnoli 73 (2022) S. 15–932. – Thomas S. Brown, Il ruolo di Ravenna nella storia d’Italia altomedievale. Il contributo degli studiosi stranieri dalla fine del Novecento fino ad oggi (S. 119–128), liefert einen bibliographischen Forschungsüberblick zur ausländischen Literatur zum Thema Ravenna. Über lange Zeit war die Anzahl der wissenschaftlichen Arbeiten eher begrenzt, erst nach André Guillou, Régionalisme et indépendance dans l’Empire Byzantin (1969, vgl. DA 28, 648f.), ist eine verstärkte und wachsende Beschäftigung mit dem Thema zu konstatieren. – Enrico Cirelli, Ravenna nell’Alto Medioevo: dati archeologici e nuove prospettive di ricerca (S. 120–163), stellt neue Forschungsansätze zur Geschichte Ravennas vom 6. bis zum 10. Jh. vor, die vornehmlich auf archäologischen Untersuchungen basieren. Schwerpunkte bilden die urbanistische Entwicklung und der Kulturaustausch in den Jahrhunderten nach dem Exarchat. – Nicola Reggiani, I papiri di Ravenna e l’uso del papiro nell’Alto Medioevo (S. 165–174), gibt einen Überblick über spätantike und frühma. Papyri, die in Italien bis ins 11. Jh. belegt sind. Die Dokumente gehen zu einem großen Teil auf die Verwaltung des Erzbistums Ravenna zurück, auch wenn sich nur sehr wenige Stücke heute noch im Archivio Arcivescovile di Ravenna befinden. – Raffaele Savigni, Istituzioni ecclesiastiche e società cittadina a Ravenna tra X e XI secolo (S. 175–217), wertet die weitgehend bereits edierten Quellenbestände Ravennas zum 10. und 11. Jh. aus. Deutlich werden ein ausgeprägtes Selbstverständnis der Erzbischöfe Ravennas, die umfangreichen Netzwerke im Kapitel der Kathedrale und der Aufstieg einer handelsbasierten städtischen Aristokratie. Besonders nützlich ist die Zusammenstellung der einschlägigen Urkundeneditionen in der Bibliographie S. 217. – Andrea Augenti, Da Classe a Cervia. Storie urbane dall’Alto Adriatico (S. 301–318), schildert die urbanistische Entwicklung im nördlichen Adriaraum an den Beispielen des frühma. Niedergangs der Hafenstadt Classe und der Neugründung von Cervia. Den Ausgangspunkt bilden eigene archäologische Grabungen in Cervia Vecchia. Ein umfangreicher Anhang mit überwiegend graphischen Rekonstruktionen veranschaulicht die Studie. – Elisa Tosi Brandi, Le cerimonie funebri a Ravenna e Rimini nei secoli XIII–XIV (S. 447–469), untersucht die Bestimmungen der Stadtstatuten von Ravenna und Rimini hinsichtlich der Begräbnisrituale. Die verstärkten Normierungen sind im Zusammenhang mit dem faktischen bzw. dem von den Stadtverwaltungen propagierten Gesellschaftswandel des Spät-MA zu sehen. – Ruggero Benericetti, Note sulle scomparse chiese ravennati altomedievali di San Zenone della Pusterula e Santa Maria in Xenodochio (S. 469–474), stellt zwei spärlich dokumentierte Kirchen des früh- und hochma. Ravenna vor, die im Breviarium Ecclesiae Ravennatis (Codice Bavaro) für die erste Hälfte des 9. Jh. belegt sind. – Lara Mansueti, Alle origini della civitas Imolae: le pergamene B376 e B359 dell’Archivio storico diocesano di Ravenna-Cervia (S. 475–491), 2 Abb., zeichnet die Frühgeschichte der Stadt Imola im 11. und frühen 12. Jh. nach. In der Urkunde B376 (vom 3. Januar 1099) werden Familien der Führungsschicht der jungen Stadtgemeinde als boni homines, Garanten eines Privatgeschäfts, sichtbar, die bisher unedierte Urkunde B359 (vom 6. Juli 1113) nennt als Ausstellungsort in civitate Imolae. – Emanuela Bottoni, Indagine sulla parrocchia urbana di San Pietro in Carcere (secc. XIII–XVII) (S. 494–534), kann auf der Basis der Bestände des Archivio di Stato di Ravenna und des Archivio storico diocesano di Ravenna-Cervia die Geschichte der Pfarrei San Pietro von den ersten Jahrzehnten des 13. Jh. bis zur Inkorporation ins Priesterseminar im Jahr 1644 nachzeichnen. Für das MA liegt der Schwerpunkt auf prosopographischen Aspekten. – Paola Novara, Le epigrafi medievali del Museo Nazionale di Ravenna (S. 737–760), wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, präsentiert die zahlreichen (wenn auch oft nur fragmentarischen) ma. Inschriften (mit umfangreicher Bibliographie und Bildanhang). – Fabrizio Amerini, Pier Damiani a Ravenna (S. 879–900), analysiert die Beziehungen des Reformers zu seiner Heimatstadt unter biographischen, kulturgeschichtlichen und textimmanenten Gesichtspunkten. Sie kulminieren in den Sermones Petrus Damianis zum Märtyrer Sant’Apollinare.

Thomas Hofmann

(Rezensiert von: Thomas Hofmann)