Valore e valori della moda: produzione, consumo e circolazione dell’abbigliamento fra XIII e XIV secolo, a cura di Elisa Tosi Brandi, Reti Medievali Rivista 24,1 (2023) S. 439–495, präsentiert Ergebnisse der giornata di studi „Quantum valet? Valore e valori della moda al tempo di Dante“, abgehalten im Rahmen des Dante-Jubiläums am 18. und 19. Februar 2022 in Ravenna. – Maria Giuseppina Muzzarelli, Valore/valori e oggetti della moda nel basso Medioevo (S. 439–448), fasst die folgenden Beiträge zusammen. Sie weist auf verschiedene Wertesysteme hin (Produktwert, Handelswert, symbolischer Wert) und betont die Interaktion zwischen Gesellschaft und Mode. – Filippo Petricca, „La credenza e il pegno“. Vesti e letteratura tra Parigi e Firenze (secoli XIII–XIV) (S. 449–478), ordnet die Modeerscheinungen in Florenz in die engen wechselseitigen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen der Stadt zu Frankreich ein. In beiden Kulturräumen entwickelte sich die Kleidung zu einem Statussymbol und konnte auch als Pfand für Kreditaufnahme eingesetzt werden. Auch die jeweilige literarische Produktion reflektierte diese Entwicklung. – Mathieu Harsch, Florence vêtue de draps de France. L’habillement des Florentins à travers les comptabilités domestiques de la fin du XIIIe siècle (S. 479–503), analysiert auf der Basis von fünf privaten Florentiner Haushalts- und Rechnungsbüchern des 13. Jh. die Kleidungsgewohnheiten in Florenz, insbesondere die weite Verbreitung von Wollprodukten aus Flandern und Nordfrankreich. Der Aufbau einer eigenen Textilproduktion erfolgte erst in den 1320er Jahren. – Marco Giacchetto, Valore economico e sociale dei manufatti tessili: il caso di Siena (1250–330) (S. 505–532), schildert am Fallbeispiel Siena die städtische Gesetzgebung von Maßnahmen zur Marktregulierung des produzierenden Gewerbes bis hin zu detaillierten Kleiderregeln für die einzelnen sozialen Schichten. Beide Maßnahmenpakete waren eng miteinander verschränkt: Kleiderordnungen konnten auch das Ziel der Unterstützung der eigenen Wirtschaft oder spezieller Wirtschaftszweige haben. – Elisa Tosi Brandi, Il valore delle vesti a Bologna fra Due e Trecento. Un’indagine dalle denunce dei furti e alcune considerazioni sul destino delle vesti rubate (S. 533–559), wertet die umfangreichen Registerserien des Fonds Giudici ad maleficia des Archivio di Stato di Bologna unter dem Gesichtspunkt der Anzeige von Kleiderdiebstahl aus. Die ausführlichen Beschreibungen der entwendeten Objekte ermöglichen gute Einblicke in die jeweiligen Modetendenzen, zeigen aber darüber hinaus auch den zusätzlichen Wert der Kleidungsstücke als Statussymbol auf. Mit den gestohlenen Kleidungsstücken entwickelte sich ein regelrechter „second-hand-Schwarzmarkt“. – Luca Molà, Una nota sui Memoriali bolognesi come fonte per lo studio della moda nella prima metà del Trecento (S. 561–573), stellt die Libri memoriali, eine Sammlung von Notariatsakten der Stadt Bologna von 1265 bis ins 15. Jh., als Quelle für die Wirtschafts- und Modegeschichte vor. Der Vf. präsentiert erste Listen der Preise der Rohstoffe (Wolle und Seide), der Investitionskosten für neue Webstühle und der Schätzwerte diverser Kleidungsstücke für eine Vormundschaft. Eine detaillierte Auswertung des reichen Quellenmaterials unter diesen und ähnlichen Betreffen wäre wünschenswert. – Laura Righi, Il valore del cuoio. Il mercato bolognese di pellame, materiali concianti e calzature a inizio Trecento (S. 575–595), nimmt auf der Basis desselben Quellenbestands den bisher wenig betrachteten Lederhandel in den Blick. Im Unterschied zum Textilhandel mussten die Rohstoffe im Großhandel eingeführt werden, die Preise wurden durch die Kommune und die entsprechenden Korporationen kontrolliert, Angaben zum Verkaufspreis der einzelnen Waren fehlen weitgehend. Die Libri memoriali fungieren in diesem Fall als wichtige Quelle zur kommunalen Wirtschaftspolitik und -lenkung und zu den in diesem Sektor aktiven corporazioni.
Thomas Hofmann
(Rezensiert von: Thomas Hofmann)