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Dinamiche economiche e fisco regio: strategie gestionali e circuiti redistributivi fra IX e XIII secolo, a cura di Lorenzo Tabarrini / Tiziana Lazzari, Reti Medievali Rivista 24,1 (2023) S. 237–435: Die „sezione monografica“ veröffentlicht sechs ausgewählte Beiträge des Seminars „La gestione del patrimonio fiscale tra IX e XII secolo: uno specchio delle trasformazioni economiche medievali?“, abgehalten am 6. und 7. Mai 2022 in Bologna, ergänzt um mehrere Zusammenfassungen und Kommentare. – Tiziana Lazzari / Lorenzo Tabarrini, Beni del fisco regio ed economia nei secoli del Medioevo alto e centrale: una proposta (S. 237–249), präsentieren das Thema und skizzieren die übergreifenden Forschungsfragen. Anhand von Fallstudien sollen die Formen und die Verwaltung des „Königsguts“ in der wirtschaftsgeschichtlichen Übergangsphase des Hoch-MA dargestellt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Regnum Italicum. – Maria Elena Cortese, Beni fiscali e attività minerario-metallurgiche nell’Italia centro-settentrionale (secoli VIII–XI) (S. 251–283), untersucht den Abbau von Bodenschätzen im norditalienischen Raum sowie in der Toskana (einschließlich der Insel Elba). Dieser Sektor unterlag als bonum publicum, eng verbunden mit dem Münzrecht, einer besonderen Kontrolle durch das Königtum mit festen fiskalischen Prärogativen. Erst im späten 11. Jh. zeigen sich erste Ansätze des Übergangs von Abbaurechten in private Hand. – Paolo Tomei, Il valore delle cose. Nuovi dati e vecchi interrogativi sugli strumenti di scambio nella Toscana marchionale (secoli IX–XI) (S. 285–309), kann auf der Basis der umfangreichen archivalischen Überlieferung in Lucca nachweisen, dass die Kaufsummen bei Transaktionen von Grundbesitz überwiegend mit Gegenständen aus Gold und Silber, in den Quellen als merita bezeichnet, beglichen wurden, die an den königlichen Höfen in den einzelnen Städten produziert und getauscht wurden. Diese Praxis stärkte die Stellung der königlichen Höfe in der stark personalisierten Herrschaftskontrolle. – Nicolas Schroeder, Fiscal Estates and Economy between Aachen and the River Meuse, 9th–11th Centuries (S. 311–327), untersucht in einer Vergleichsstudie die umfangreichen Königsgüter im mittleren Maas-Gebiet in spätkarolingischer Zeit. In ottonischer und salischer Zeit nahm die wirtschaftliche Bedeutung dieser Güter ab. Sie wurden zunächst überwiegend an kirchliche Institutionen, später vor allem an die Herzöge von Niederlothringen vergeben und bildeten wichtige Bausteine im Aufbau des Wirtschaftssystems des Hoch- und Spät-MA. – Vito Loré, Obblighi di lavoro, patti agrari e dipendenze personali. La gestione del patrimonio dei principi nel Mezzogiorno longobardo (secoli X e XI) (S. 329–348), nimmt die Besitz- und Dienstverhältnisse in den langobardischen Fürstentümern in Süditalien, besonders im Fürstentum Salerno, in den Blick. Während öffentliche Güter über das System der servitia von rechtlich freien Bauern bearbeitet wurden, wurde die Arbeit auf Eigengütern der Fürsten in privatrechtlichen Agrarverträgen mit unterschiedlichen Festlegungen geregelt. Die servitia wurden im Übergang zur normannischen Zeit quantitativ deutlich ausgebaut. – Simone Maria Collavini, ‘Mutazione signorile’ e trasformazioni economiche. Considerazioni a partire dal destino dei beni fiscali in Toscana (S. 349–370), betont die Kontinuität der öffentlichen Güter mit zentraler Kontrolle der Markgrafen in der Toskana bis in die zweite Hälfte des 11. Jh. Erst das Wirtschaftswachstum in diesem Zeitraum und die Konflikte des Investiturstreits führten zu einer Kräfteverschiebung hin zu aristokratischen und kirchlichen Grundbesitzern. – Lorenzo Tabarrini, Tasse, rendite, guerra: San Sisto di Piacenza, Cremona e il valore economico delle curtes fiscali di Guastalla e Luzzara (secoli IX–XIII) (S. 371–393), zeigt am Beispiel der kaiserlichen Güter in Guastalla und Luzzara, die im 9. Jh. dem Kloster S. Sisto in Piacenza geschenkt wurden, die Kontinuität und den wirtschaftlichen Wert dieser Güter bis ins 12. und 13. Jh. Die wachsende Bedeutung der italienischen Kommunen seit dem ausgehenden 12. Jh. führte zu einem langen Rechtsstreit zwischen dem Kloster und Cremona, den letzteres schließlich (mit einer umfangreichen Rekompensationszahlung) für sich entscheiden konnte. – Davide Cristoferi, Beni fiscali e crescita economica medievale: alcune considerazioni (S. 395–410), unterstreicht in seiner Zusammenfassung die Bedeutung der öffentlichen Güter für die Wirtschaft bis ins 11. Jh. und den Übergang dieser Güter in aristokratische, kirchliche und kommunale Besitzverhältnisse im ausgehenden 11. und im 12. Jh., bedingt durch das demographische und wirtschaftliche Wachstum dieser Periode. – Giuseppe Petralia, Beni fiscali ed economia: considerazioni su un tema di ricerca (S. 411–422), unterstreicht den doppelten Wandel des Wirtschaftssystems, von der Staatsverwaltung mit direkten Steuern in römischer Zeit zu einem regionalen System mit geringer Besteuerung im Früh-MA, das im Wesentlichen auf den öffentlichen Gütern basierte, und im Verlauf des 12. Jh. von den öffentlichen Steuergütern zu einem „signorilen“ und kommunalen System, das das Spät-MA prägen sollte. – Alexis Wilkin, Why Fiscal Estates Matter: Some Concluding Thoughts on the Economic Importance of Public Goods (S. 423–435), unterstreicht die Bedeutung öffentlicher Güter und der Kontrolle über Primärressourcen, die unterschiedlichen Modelle der Arbeits- und Dienstleistung auf diesen Gütern und die Umverteilung der Güter im Rahmen des „Wirtschaftsbooms“ des 12. Jh.

Thomas Hofmann

(Rezensiert von: Thomas Hofmann)