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Martirio e consapevolezza storica nell’ordine francescano tra Due e Trecento, a cura di Thomas Frank, Reti Medievali Rivista 24,1 (2023) S. 8–74: Die Sektion „Interventi a tema“ ist einer umfassenden Rezension von Christopher MacEvitt, The Martyrdom of the Franciscans: Islam, the Papacy, and an Order in Conflict (2020), gewidmet. Thomas Frank, Introduzione (S. 9–16), stellt die Veröffentlichung kurz vor und betont vor allem die Impulse, die die Quellenanalyse des Autors für künftige Forschungen zu Märtyrern im MA liefern kann. – Daniele Solvi, Dalla „sete del martiro“ alla sete di martiri. Agiologie martiriali e identità minoritica (secoli XIII–XV) (S. 17–30), unterstreicht MacEvitts These, dass das Motiv des „franziskanischen Märtyrers“ im Armutsstreit unter Papst Johannes XXII. zu einer neuen Identitätsdefinition des Ordens führte, die mit gewissen Modifikationen auch von der Observanzbewegung übernommen werden konnte. – Maria Teresa Dolso, Il martirio nella Chronica XXIV generalium (S. 31–42), betont ebenfalls diese Kernthese, wobei sie MacEvitts Interpretation der einschlägigen Passagen der Chronica XXIV generalium nachzeichnet und vertieft: Das „franziskanische Märtyrertum“ diente der Selbstfindung und der Aussöhnung des Ordens mit den kirchlichen Autoritäten in einer schwierigen Phase des 14. Jh. – Paolo Evangelisti, Per una storia del martirio come valore dell’autocoscienza minoritica (secoli XIII–XV). Osservazioni in margine a „The Martyrdom of the Franciscans“ (S. 43–65), unterzieht die Veröffentlichung einer kritischen Prüfung. Er betont eine stärkere Kontinuität des Themas „Märtyrertum“ als franziskanischer Grundwert seit dem 13. Jh. und regt die Einbeziehung der Geschichte des Heiligen Landes, insbesondere der franziskanischen custodia Terrae Sanctae, an. Auch die Einstellung der Observanzbewegung, exemplarisch verdeutlicht an der Person des Giovanni da Capestrano, sollte differenziert betrachtet werden. – Christopher MacEvitt, Narrative and Rhetoric in Franciscan Martyrdom (S. 67–74), räumt einen stärkeren Differenzierungsbedarf an einigen Stellen ein, der darauf zurückzuführen sei, dass er primär nicht zur Geschichte des Franziskanerordens, sondern zur Geschichte des Heiligen Landes forsche. Ihm ging es weniger um den symbolhaften Wert des Märtyrertums seit den Anfängen des franziskanischen Ordens, sondern um (neue) narrative Quellen zu franziskanischen Märtyrern im Konflikt mit dem Islam.

Thomas Hofmann

(Rezensiert von: Thomas Hofmann)