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Klaus Niehr, Der König auf dem Schachbrett. Notizen zur Ikonographie des Osnabrücker Kaiserpokals, Osnabrücker Mitteilungen 128 (2023) S. 33–48, untersucht den um 1300 angefertigten Pokal, dekonstruiert ältere Deutungsansätze und liefert neue Interpretationen. Der Mitte des 16. Jh. umgestaltete und mit einer Figur Karls des Großen erweiterte, seitdem auch wohl im städtischen Besitz befindliche und in den Ratsschatz übergegangene Kaiserpokal hat in der Vergangenheit eine Vielzahl unterschiedlichster Lesarten erfahren. N. kann den Pokal mit dem Osnabrücker Dominikanerkloster und der um 1300 populären Predigtliteratur des Jacobus de Cessolis in Verbindung bringen. Das Ensemble aus einem Schachbrett, einer Figur und Drachenwesen bediente mit seiner Bildsprache in der Entstehungszeit zeitgenössische theologische Gedanken, deren Sinn bis zum 16. Jh. und der ersten schriftlichen Beschreibung des Pokals weitgehend in Vergessenheit geraten war. Die Figur auf dem Schachbrett ist nicht mit der Gemahlin Karls des Großen gleichzusetzen, sondern dürfte eher König David, Christus oder der tyrannische König Evilmerodach von Babylon sein. Eine eindeutige Zuordnung ist jedoch aufgrund des Fehlens von klaren ikonographischen Hinweisen kaum möglich.

Martin Schürrer

(Rezensiert von: Martin Schürrer)