Le carte del monastero di San Benedetto di Leno (Brescia) IX secolo – 1400. Codice Diplomatico Leonense I, a cura di Maria Chiara Succurro, con una prefazione di Angelo Baronio e un saggio introduttivo di Aldo A. Settia (Codice Diplomatico Bresciano 3,1) Brescia 2022, Fondazione Civiltà Bresciana ONLUS, CLX u. 654 S., ISBN 978-88-559-0134-5, EUR 50. – Die Edition versammelt erstmals die verstreuten Urkunden des 758 gegründeten Klosters San Benedetto di Leno in der Bassa Bresciana, das im 18. Jh. komplett zerstört wurde. Ziel war eine möglichst vollständige Rekonstruktion des ma. Überlieferungskomplexes, der aufgrund der wechselhaften Geschichte des Archivs der Abtei noch vor der Auflösung 1783 zerstreut wurde und nachweislich große Verluste erlitt. Die disparate Quellenlage führte dazu, dass Leno trotz seiner beachtlichen Größe und überregionalen Bedeutung in der Klosterforschung nur selten berücksichtigt wurde. Diese Erschließungslücke füllt der hier vorgestellte Band: Auf der Basis langjähriger Recherchen konnte S. insgesamt 280 Dokumente in den gefürchteten Beständen der „Pergamene per fondi“ des Staatsarchivs Mailands sowie in diversen Bibliotheken, Staats-, Kommunal-, Kirchen- und Familienarchiven in Nord- und Mittelitalien ausmachen. Ausgangspunkt waren zwei Geschichtswerke des 18. Jh., in denen ein Teil des Materials bereits gedruckt vorlag (G. L. Luchi, Monumenta monasterii Leonensis brevi commentario illustrata …, 1759; F. A. Zaccaria, Dell’antichissima badia di Leno libri tre, 1767). Ein nicht unerheblicher Anteil der ermittelten Schriftstücke allerdings ist im vorliegenden Band erstmals ediert, darunter vor allem Privaturkunden des Hoch- und Spät-MA. Nur in Einzelfällen ersetzte die Bearb. dabei die kritische Volledition durch Regesten, wenn bereits moderne Editionen von Einzelstücken vorlagen. Unter den edierten Urkunden befinden sich auch eine ganze Reihe von Kaiserurkunden von Ludwig II. bis Heinrich VI., die zwar ausnahmslos in den Diplomata-Bänden der MGH berücksichtigt, dort allerdings teils aus dem Druck von Zaccaria erstellt wurden. Bei der Urkunde Heinrichs VI. fehlt der Verweis auf die Vorab-Edition D H VI. (BB 352), die aus dem der Bearb. offenbar ebenfalls nicht bekannten Original in Mailand gefertigt wurde. Aus nachvollziehbaren Gründen verzichtet die Edition – trotz des postulierten Ziels einer Rekonstruktion der „fisionomia del tabularium monastico“ (S. CLVII) – auf die Verzeichnung von Deperdita (so lässt sich z. B. aus Nr. 246 eine bislang unbekannte Urkunde Heinrichs VII. erschließen). Der Edition beigegeben sind eine Einführung, die vor allem die Überlieferungsgeschichte der edierten Dokumente nachzeichnet, und ein sorgfältig erarbeitetes Register. Ein vorangestellter Beitrag von Aldo A. Settia geht nicht etwa, wie zu erwarten gewesen wäre, auf die Geschichte des Klosters ein, sondern leitet aus auffälligen Eigennamen in den edierten Quellen kleinere onomastische Studien ab. Die Erforschung von San Benedetto di Leno ist somit noch nicht erschöpft und wird durch die vorliegende, mit großem Rechercheaufwand erarbeitete Gesamt-Edition maßgeblich erleichtert.
Christina Abel
(Rezensiert von: Christina Abel)