Barbara Scholkmann / Fabian Brenker, Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg, Wiesbaden 2023, Reichert Verlag, 413 S., 286 Abb., ISBN 978-3-7520-0729-9, EUR 24,95. – Sch. unterrichtete von 1988 bis 2007 als angesehene Professorin höchst erfolgreich MA-Archäologie an der Univ. Tübingen. Dabei ist sie sehr eng im Land verwurzelt, was u.a. in ihrer Mitgliedschaft bei der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg zum Ausdruck kommt. 2022 wurde sie mit einer Festschrift zum 80. Geburtstag geehrt. Zusammen mit B., heute Kurator der Hofjagd- und Rüstkammer am Kunsthistorischen Museum Wien, legt sie nun eine kenntnisreiche Forschungsbilanz zur MA-Archäologie in Baden-Württemberg vor. Nach einer Einleitung zur archäologischen MA-Forschung (S. 10–21), die in den letzten gut 50 Jahren in Baden-Württemberg konsequent betrieben und als eigene Forschungsdisziplin im Zusammenspiel von Landesamt, Museen, Universitäten und DFG etabliert wurde, bringen sechs thematisch gegliederte Kapitel die Inhalte näher. Am Beginn steht die oft vernachlässigte Betrachtung des ländlichen Raums (S. 22–51). Das Folgekapitel ist zweigeteilt und behandelt zunächst frühe Zentralorte unter besonderer Berücksichtigung der Pfalzen und Königshöfe (S. 52–59), dann das Werden der Städte unter Behandlung von Gründungs- und Wachstumsprozessen (S. 60–119). Unter der Überschrift „Leben und Sterben in Gott“ wird dem Bereich des Sakralen mit Kirchen (S. 120–144), Klöstern und Stiften (S. 145–190) sowie Tod und Begräbnis (S. 191–209) nachgegangen. Mit angefügt werden kurz die jüdischen Kulturzeugnisse (S. 210–213); leider ist hier die Zwischenüberschrift zu plakativ auf „Fremde und Verfolgte“ reduziert, was der Lebenswirklichkeit des MA in dieser Zuspitzung sicher nicht gerecht wird und differenzierterer Betrachtung bedürfte. Der Burgenforschung ist ein weiteres Kapitel gewidmet (S. 214–240). Unter der Überschrift „Arbeitswelten“ werden dann Bergbau und Verhüttung (S. 242–252), Handwerk und gewerbliche Produktion (S. 253–291) sowie Handel und Verkehr (S. 292–299) abgehandelt. Das ausführliche Schlusskapitel betrachtet zusammenfassend die materielle Kultur im Hinblick auf Funktionalität, aber auch auf die gesellschaftliche Relevanz (S. 300–349). Eine Art Nachwort von Natascha Mehler (S. 350–352), der Nachfolgerin von Sch. an der Univ. Tübingen, gibt der Hoffnung Ausdruck, dass auch weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen Universität und Landesamt in Baden-Württemberg gepflegt werden wird. Im Anhang ist eine umfangreiche Literaturliste zu den einzelnen Kapiteln zu finden (S. 354–392). Die Benutzbarkeit des gelungenen, gut geschriebenen und reich illustrierten Buchs wird durch ein Register (S. 401–413) erleichtert. Es dürfte sich zu einem viel gelesenen Handbuch entwickeln und ist nicht nur für Studierende und Vertreter von Nachbardisziplinen als gelungene und detailreiche Einführung zu empfehlen. Gleichzeitig wird deutlich, wie sehr der Forschungsstand in anderen Bundesländern nachhinkt.
Bernd Päffgen
(Rezensiert von: Bernd Päffgen)