Monastic Finance. Studies on the Economy of Benedictines, Military Orders, and Mendicants – Klösterliche Finanzverwaltung. Studien zur Wirtschaftsführung der Benediktiner, Ritterorden und Bettelorden, ed. by / hg. von Jens Röhrkasten / Jürgen Sarnowsky (Vita Regularis 81) Berlin 2022, LIT-Verlag, 280 S., Abb., Karten, ISBN 978-3-643-15149-0, EUR 39,90. – Dass Kirche und Wirtschaft im MA eng miteinander verflochten waren, ist bekannt. Jüngere Studien, etwa zu christlicher Wirtschaftsethik oder franziskanischer Geldleihe, haben die Bedeutung dieses Themenfelds aufgezeigt. Dass es sich lohnt, auch die Praktiken des Wirtschaftens und der Finanzverwaltung geistlicher Ordensgemeinschaften zu untersuchen, die nicht primär für ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten bekannt sind, belegt das vorliegende Sammelwerk. Der Band beinhaltet die Beiträge zweier Tagungen der Forschungsstelle für vergleichende Ordensgeschichte, die an der TU Dresden stattgefunden haben. In acht Beiträgen werden unterschiedliche Aspekte der klösterlichen Finanzverwaltung (ökonomische Strategien, Wandel derselben, Praktiken der Buchführung) der Benediktiner, Ritter- und Bettelorden beschrieben. In der programmatischen Einleitung wird zu Recht betont, dass religiöse Gemeinschaften nicht isoliert von der ökonomischen Welt existierten. Gerade die scheinbare Dichotomie von klösterlichem Ideal und ökonomischer Realität ist Gegenstand des Buchs. Während für einige Ordensgemeinschaften, wie beispielsweise die Zisterzienser, jüngere Studien über deren Finanzgebaren vorliegen, fehlen vergleichende Studien zu den ökonomischen Aspekten des Klosterlebens als europäischem Phänomen. Diesem Ansatz begegnet der Band mit einem komparatistischen Zugang, bei dem Ordensgemeinschaften in Spanien, England, Preußen, Böhmen und Ungarn unter Anwendung ähnlicher Fragestellungen untersucht werden, die sich allesamt um Buchführungspraktiken oder klösterliches Wirtschaften drehen (S. 4f.). Dass sich dieses Unterfangen lohnt, belegen die einzelnen Beiträge. Die ersten drei widmen sich Ordensgemeinschaften im westlichen Europa. Carlos Manuel Reglero de la Fuente (S. 15–36) zeigt eindrücklich anhand der urkundlichen Überlieferung der Abtei Sahagún von 1000–1230, dass der Wandel der klösterlichen Verwaltung sowohl von inneren (bspw. Änderungen der Verwaltung angestoßen durch die Cluniazensische Reform) als auch von äußeren Einflüssen (Monetarisierung) abhing und beide gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. In einem weiteren Beitrag rekonstruiert er (S. 101–122) anhand einer der wenigen erhaltenen Klosterrechnungen der Kirchenprovinz Kastilien von 1338 die Rechnungspraktiken sowie die Einnahme- und Ausgabeposten mehrerer Klöster. Jens Röhrkasten (S. 37–100) schildert in einem quellengesättigten Beitrag die wechselnden Beziehungen englischer Benediktinerabteien zur englischen Krone und verortet die wirtschaftliche Entwicklung derselben innerhalb langfristiger Konjunkturen. Die folgenden zwei Beiträge von Jürgen Sarnowsky behandeln übersichtsweise die drei großen Ritterorden (S. 123–150) und den Deutschen Orden im speziellen (S. 151–166). Zu letzterem werden anhand einer Hofordnung von 1499 und erhaltener Ausgaberegister ausführliche Bemerkungen zu Buchführungspraktiken gemacht und der Aussagegehalt ma. Rechnungen kritisch hinterfragt (S. 164f.). Die letzten drei Beiträge beschäftigen sich mit Bettelorden in Böhmen und Ungarn. Petr Hlaváček (S. 167–180) verweist auf die Bedeutung des Umfelds für die Tätigkeit der Franziskanerobservanten im spätma. Böhmen und demonstriert, wie sehr sich die Haltung der Landbevölkerung auf die Ordensaktivitäten auswirkte. Wie umfangreich die ökonomischen Aktivitäten der Bettelorden und insbesondere der Franziskaner in Ungarn waren, beschreibt Beatrix F. Romhányi (S. 181–221) und behandelt dabei auch Praktiken wie das Betteln, die bei ökonomischen Fragestellungen oftmals ausgeklammert werden. Abschließend widmet sich Marie-Madeleine de Cevins (S. 223–244) der internen Kontrolle franziskanischer Observanten und der jeweiligen Akteure (Prokuratoren, Gönner) der Klosterverwaltung. Positiv hervorzuheben ist, dass alle Beiträge durchaus quellengesättigt sind. Der Band schließt mit einem Index zu Orts- und Personennamen sowie Forschungsliteratur. Seine Stärke liegt darin zu zeigen, wie gewinnbringend Untersuchungen zur Finanzverwaltung für eine Vielzahl unterschiedlicher Fragestellungen angewendet werden können. Insgesamt kann den Hg. gratuliert werden, und es bleibt zu hoffen, dass die Ergebnisse breit rezipiert werden und es zukünftig zu einem stärkeren Austausch mit Forschungen zur weltlichen (städtischen, fürstlichen) Finanzverwaltung kommt.
Stephan Nicolussi-Köhler
(Rezensiert von: Stephan Nicolussi-Köhler)