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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,1 (2024) *.

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Thomas Zotz / Andreas Schmauder / Johannes Kuber (Hg.), Von den Welfen zu den Staufern. Der Tod Welfs VII. 1167 und die Grundlegung Oberschwabens im Mittelalter (Oberschwaben 4) Stuttgart 2020, W. Kohlhammer, 304 S., Abb., ISBN 978-3-17-037334-1, EUR 29. – Der Band versammelt die Vorträge einer Tagung, die 2017 zum 850. Todestag Welfs VII. veranstaltet wurde, und arbeitet neben dynastiegeschichtlichen Aspekten der Übertragung des süddeutschen Welfenerbes an Friedrich I. Barbarossa die anschließende herrschaftliche Entwicklung des von Lech, Donau und Bodensee begrenzten Oberschwaben auf. Nach einleitenden Bemerkungen von Sch. / Z. (S. 9–14) beleuchtet Matthias Becher (S. 15–34) die Höhepunkte des politischen Lebens Welfs VII. und macht in Anknüpfung an eigene frühere Überlegungen (vgl. DA 60, 734) die Historia Welforum mit ihrem sonderbaren Akzent auf der Erfolglosigkeit Welfs VII. als das vor 1178/79 entstandene historiographische Zeugnis einer politischen Umbruchssituation verständlich, in dem sich der befürchtete Bedeutungsverlust des süddeutschen Welfenanhangs angesichts des erwarteten Erbübergangs an Heinrich den Löwen widerspiegelt. Thomas Zotz (S. 35–51) verfolgt den Übergang des Pfullendorfer, Lenzburger und welfischen Erbes an Barbarossa zwischen 1167 und 1178 als Ausdruck besonders intensiver und erfolgreicher Hausmachtpolitik des Kaisers, Heinz Krieg (S. 53–74) verzeichnet die persönliche Präsenz der Staufer in Oberschwaben bis in die Zeit Philipps von Schwaben, und Wolfgang Stürner (S. 75–90) überblickt die Präsenz Kaiser Friedrichs II. in Oberschwaben sowie dessen Maßnahmen bezüglich Städtegründung und Münzwesen. Diese drei Beiträge sind einer dominanten top-down-Perspektive verpflichtet. Man wünschte sie sich ergänzt durch ein komplementäres bottom-up-Modell, das gegenseitige Verflechtungen deutlicher erkennen ließe – denn dieser Zugang ist, wie Jürgen Dendorfer am Beispiel des Pfullendorfer Erbes zeigen kann (in: Entscheidungshandeln im Reich und Ostmitteleuropa des 12. Jahrhunderts, hg. von Knut Görich / Martin Wihoda, im Druck), durchaus ertragreich. Die ursprünglich welfischen, dann staufischen Ministerialenfamilien von Tann, Waldburg und Winterstetten sind Gegenstand des Beitrags von Harald Derschka (S. 91–108). Karel Hruza (S. 109–136) führt eigene ältere Arbeiten fort und verfolgt mittels eindringlicher Interpretation von D HdL 85, der Urkunde Herzog Friedrichs V. von Schwaben vom 25. Dezember 1178 (Württembergisches UB 2 Nr. CDXIX) und von D F I. 808 den Weg der Herren von Wallsee von welfischen zu staufischen Ministerialen und ihren Aufstieg zu reichsunmittelbaren Niederadligen. Für die südlich der Donau hinzugewonnenen Orte vorstädtischen Charakters – Ravensburg, Buchhorn, Memmingen, Kaufbeuren, Schongau, Kempten, Wangen, Biberach, Pfullendorf, Überlingen und Lindau – trägt Nina Gallion (S. 137–156) die Indizien für die einsetzende städtische Verdichtung zusammen und konstatiert in Einklang mit der neueren stadtgeschichtlichen Forschung, dass sich eine „die Staufer als besondere Städteförderer akzentuierende Betrachtungsweise“ (S. 154) praktisch verbiete. Andreas Schmauder (S. 157–166) verfolgt mit Blick auf die Reichsfreiheit und die Fernhandelsfamilien Humpis, Muntprat und Mötteli den spätma. Prozess städtischer Emanzipation in Ravensburg, das zum Hauptsitz der staufischen Reichs- und Hausgutverwaltung in Schwaben geworden war. Rolf Kiessling (S. 167–181) untersucht den Weg Memmingens zur Reichsstadt anhand von Faktoren innerer (Wandel des Ammannamtes, Verhältnis zwischen Stadt und Kirche, Bürgerrecht) und äußerer Entwicklung (Entstehung von Umland, Marktzugang, Teilhabe an regionaler Politik). Hans Ulrich Rudolf (S. 183–213) überblickt die Erinnerung an die Welfen und deren Instrumentalisierung im Interesse des Klosters Weingarten vor allem aus der Perspektive des Kults um die von Welf IV. und Judith gestiftete Blut-Christi-Reliquie. Johannes Waldschütz (S. 215–236) beobachtet, dass in den aus mehreren kodikologischen Einheiten bestehenden Acta sancti Petri in Augia zwar der Welfen und Staufer als Förderer des Prämonstratenserklosters Weißenau gedacht werde, dessen eigentliche Wohltäter jedoch die oberschwäbische Ministerialität gewesen sei. Die Erinnerung an die welfische Stifterfamilie in den nahe beieinander gelegenen Stiften Rottenbuch und Steingaden, das Welf VI. als Grablege der süddeutschen Welfen vorgesehen hatte, beleuchtet Franz Fuchs (S. 237–248) anhand liturgischer und monumentaler Zeugnisse. Paul-Joachim Heinig (S. 249–273) verfolgt den Bedeutungsverlust und -zuwachs Oberschwabens für das spätma. Königtum, das hier – anders als im längst von den Württembergern dominierten Niederschwaben – aus Hoch- und Niederadel sowie aus dem Bürgertum zahlreiche Amtsinhaber rekrutieren konnte. Abschließend skizziert Franz Quarthal (S. 275–285) zunächst die Geschichte der von Rudolf von Habsburg gegründeten Reichslandvogtei Oberschwaben und schildert dann ihren Stellenwert in der frühneuzeitlichen österreichischen Territorialpolitik. Der gehaltvolle, reich bebilderte Band wird durch ein Orts- und Personenregister erschlossen.

Knut Görich

(Rezensiert von: Knut Görich)