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Susanne Wittern, Regesten der Urkunden der Herrschaft Lübbenau im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs 39) Berlin 2021, Peter Lang, 262 S., ISBN 978-3-631-84981-1, EUR 56,95. – Als letzter Band der seit 1994 erscheinenden Reihe stellt das Buch den Urkundenbestand der südbrandenburgischen Herrschaft Lübbenau vor. Damit bildet es eine willkommene Ergänzung zum Werk des „Landeshistorikers der Niederlausitz“ Rudolf Lehmann (1891–1984), korrespondiert inhaltlich jedoch auch mit der vorher abgeschlossenen Bearbeitung des Familienarchivs der Grafen zu Lynar auf Lübbenau (Band 19, 2006, der gleichen Reihe). Zudem reiht es sich in die umfangreichen Bemühungen der letzten Jahre ein, regionale Forschungsdefizite zu beheben (vgl. u.a. DA 72, 401f.). Eingebettet in Niederlausitz und Spreewald, ist den der Herrschaft zugehörigen Gütern im behandelten Zeitraum eine recht wechselvolle Geschichte zu eigen. Dies manifestiert sich vor allem in ihrer divergierenden Lehenszugehörigkeit. Waren einerseits weite Teile der Herrschaft bereits ab 1367, endgültig ab 1370, mit der böhmischen Krone verknüpft, hatten andererseits doch auch die brandenburgischen Kurfürsten zeitgleich die Lehnsherrlichkeit inne, allerdings über einen weitaus bescheideneren Anteil. Schließlich wurde das Gros der Besitzungen lehnsrechtlich 1636 Kursachsen zugeschlagen, also erst in der Nachfolge des sogenannten Traditionsrezesses des Prager Friedens vom 30. Mai 1635. Der Reiz des vorgestellten Urkundenmaterials, das zeitlich von 1315 bis 1739 reicht und 262 Schriftstücke umfasst, liegt unter anderem in eben dieser lehnsrechtlichen Verschachtelung begründet, deren Unübersichtlichkeit hier eindrücklich anhand der Urkundenaussteller entwirrt werden kann. Die detaillierte Einleitung (S. 15–51) führt sinnfällig und sorgfältig in das Thema „Herrschaft Lübbenau“ und deren Urkundenbestand ein. Diese Ausführungen sollten gründlich gelesen werden, denn sie sind sowohl für den Laien als auch für den Fachmann aufschlussreich und werden beim kritischen Umgang mit dem im Hauptteil eingestellten, ausführlich regestierten Urkundenmaterial (S. 53–221) helfen. Dasselbe unterliegt in der Folge einer praktischen Vorsortierung anhand inhaltlicher Schwerpunkte nach „Gesamtherrschaft“ (S. 53–89), „Einzelne Güter“ (S. 89–186) und „Familienarchiv“ (S. 186–221). Gerade beim letztgenannten Teilbestand wird die überregionale Bedeutung der Lübbenauer Urkunden deutlich, finden sich darin doch auch die Archivalien eingeheirateter Familienmitglieder, deren Provenienz zuweilen in deutlicher Entfernung vom einstigen Archivstandort Lübbenau zu verorten ist. So erscheinen hier, bedingt durch die familiären Verbindungen zum ursprünglich italienischen Geschlecht der Lynar, aber auch zur Kanzlerfamilie Distelmeyer oder zu denen von Pienzenau aus Bayern, ziemlich unerwartet Vorbesitzer-Urkunden mit Ausstellungsorten wie Paris (S. 196f., Nr. 238), Hirschholm (dän. Hørsholm, S. 201f., Nr. 244), Naugard (poln. Nowogard, S. 210f., Nr. 262) und Stettin (poln. Szczecin, S. 211f., Nr. 263) neben süddeutschen Städten wie München (S. 217f., Nr. 273), Freising (S. 218, Nr. 274) oder Landshut (S. 216, Nr. 270). Der Band zeichnet sich durch eine solide Texterschließung aus. Ein umfangreiches Orts- und Personenregister (S. 223–258) führt sicher zum gesuchten Begriff. Der Gebrauch des Buchs wird vom Rez. trotz zunehmender Digitalisierung von archivischen Findhilfsmitteln wärmstens empfohlen. Sowohl Genealogen als auch brandenburgische Landeshistoriker, Niederlausitzer und Lübbenauer Ortschronisten sowie Historiker mit dem Arbeitsschwerpunkt Adel oder spätma./frühneuzeitliche Geschichte werden hier in eigener Sache schnell fündig werden.

Mario Huth

(Rezensiert von: Mario Huth)