Petra Meuwsen, Ministeriale und Ritter an der mittleren Ruhr bis zum Jahr 1350. Fallstudie anhand der Familien Altendorf, Eickenscheidt, Duker, Holtey, Horst, Leithen, Leythen, Lüttelnau, Schalke und Vittinghoff, Teil 1: Untersuchung; Teil 2: Regestenbuch Mittlere Ruhr (Studien zur Geschichtsforschung des MA 44/45) Hamburg 2023, Verlag Dr. Kovač, 592 u. 509 S., 51 Abb., 26 Tabellen, ISBN 978-3-339-13300-7, eISBN 978-339-13301-4 bzw. ISBN 978-3-339-13302-1, eISBN 978-3-339-13303-8, EUR 119,80. – Diese Fallstudie, die von der FernUniv. Hagen 2022 als Diss. angenommen worden ist, will „einen Beitrag zur Erforschung der Lebenswelt von Ministerialen und Rittern in der mittleren Ruhrregion bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts leisten“ (Teil 1 S. 12). Die mittlere Ruhrregion, verkürzt auch „Mittlere Ruhr“, ist ein Konstrukt der Vf., das von ihr als Rechteck kartiert wird (Teil 1 S. 20 Abb. 1 und S. 39 Abb. 4) und eine Fläche von ca. 400 km² umfasst. Etwa im Mittelpunkt dieser Region, die sich in nord-südlicher Richtung über ca. 18 km und in west-östlicher über ca. 25 km erstreckt, liegt der Ort Steele. Es handelt sich um einen „landschaftlich-wirtschaftlich verhältnismäßig einheitlichen Raum“ (Teil 1 S. 12), in dem sich allerdings unterschiedliche Herrschaftsträger begegnen, so z. B. der Erzbischof von Köln, die Äbtissin von Essen, der Abt von Werden und der Graf von der Mark. Aus dieser Region Mittlere Ruhr hat die Vf. im Sinne eines „repräsentativen Querschnitts“ (Teil 1 S. 14) zehn Familien von Ministerialen bzw. Rittern ausgewählt, die im Titel von Teil 1 genannt werden; sie bilden mit 383 Personen das Material der Fallstudie, die in diesem Sinne eigentlich erst mit Teil IV auf S. 357 beginnt. Für diesen Cluster ist eine „möglichst umfassende Erschließung der gedruckt und ungedruckt überlieferten Schriftquellen“ (Teil 1 S. 14) versucht worden. Für die Zeit von 1110 bis 1350 werden insgesamt 801 Schriftstücke erfasst. Das neue „Regestenbuch Mittlere Ruhr“ (Teil 2 S. 7–393) macht mit Regesten zu 836 Dokumenten die Quellenbasis zugänglich. Neu ist die durchgehende „systematische Erforschung mittels data mining und forensischer Analysemethoden auf Basis einer großen Datenmenge“ (Teil 1 S. 51). Zu diesem Zweck hat die Vf. für sich eine relationale Datenbank mit zwei Stammdatentabellen in Microsoft-Excel entwickelt, die eine Auswertung unter verschiedenen Gesichtspunkten ermöglichen. Die Datenbank „Mittlere Ruhr“ erfasst insgesamt mehr als 45.000 Einzelinformationen in strukturierter Form sowohl für jede Urkunde als auch für jede Person. Auf dieser Basis, durch die z. B. insgesamt 1862 Personennennungen schnell zugänglich sind, können so in einer sehr dichten Darstellung viele ältere Forschungsergebnisse berichtigt und „neue Einsichten in die Struktur der zeitgenössischen gesellschaftlichen Schicht der Ministerialen und Ritter“ (Teil 1 S. 51) gewonnen werden. Die Ergebnisse dürfen aber nicht als exemplarisch missverstanden und auf andere Regionen übertragen werden. Für einen Vergleich sind neue, methodisch gleichartig angelegte Untersuchungen für andere, ähnliche Regionen erforderlich. Zunächst hat sich hier mit digitaler Unterstützung die „Einbeziehung verschiedener Lebensbereiche, Beziehungen und Interdependenzen bei der Beschäftigung mit Ministerialen … als fruchtbarer Ansatz erwiesen“ (Teil 1 S. 521). – Die kritische Edition einer Urkunde sollte nicht als „Transkription“ (Teil 2 S. 33–364, „Schriftstücke 1110 bis 1350“, passim) bezeichnet werden.
Goswin Spreckelmeyer
(Rezensiert von: Goswin Spreckelmeyer)