Andreas Büttner, Geld – Gnade – Gefolgschaft: die Monetarisierung der politischen Ordnung im 12. und 13. Jahrhundert (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 47) Wien / Köln / Weimar 2022, Böhlau Verlag, IX u. 600 S., ISBN 978-3-412-52511-8, EUR 85. – Im 12. Jh. begann eine Entwicklung, die R. S. Lopez etwas erfolgsorientiert, aber eingängig als „kommerzielle Revolution“ bezeichnet hat. Geld gewann eine neue, existentielle Bedeutung, was zu einer Monetarisierung der politischen Ordnung Europas führte. B. untersucht die Anfänge dieses Vorgangs im römisch-deutschen Reich auf einer breiten heuristischen Basis gedruckter Quellen. Das Quellenverzeichnis umfasst über 400 Titel. In diesem Material wurden möglichst viele monetäre Transferprozesse zwischen Herrschern, Fürsten und Städten identifiziert, die man im 12. und 13. Jh. dokumentierte. Die Studie beginnt mit einem ausführlichen Kapitel zur „Überlieferung und Methodik“, in dem es B. gelingt, eine Grundlage für den Vergleich der überlieferten Geldbeträge zu schaffen. So eröffnen sich neue Möglichkeiten, die Aussagekraft der Überlieferung zu bewerten und die bisher überwiegend in Einzelstudien untersuchten Transferprozesse vergleichend zu analysieren. Dies erfolgt in drei Kapiteln, die zeigen, dass „Gnade“, „Gefolgschaft“ und „Herrschaft“ „ihren Preis“ erhielten. Geld wurde zu einem Mittel, mit dem sich Machtverhältnisse bilden und gestalten ließen. Die Studie macht epochenprägende Auswirkungen dieser Veränderung sichtbar, die eine neue „Berechenbarkeit“ und „Vergleichbarkeit“ politischen Handelns erzeugte: „Der Preis der Gnade fiel, der Preis der Gefolgschaft stieg … Die Kosten des Königs nahmen zu, die Ausgaben der Fürsten für Legitimation und Belehnung gingen zurück“ (S. 408). Nicht immer wird die Funktionalität monetärer Transferprozesse und anderer ‘Währungen der Politik’ hinreichend differenziert. Gemeint sind etwa die im Kapitel „Der Huldverlust anderer Herrscher“ immer wieder erwähnten Geiselgaben, die Adam J. Kosto (Hostages in the Middle Ages, 2012) intensiv erforscht hat. Die Ergebnisse laden auch dazu ein, sie stärker mit dem wachsenden Finanzbedarf adeliger Haushalte zu kontextualisieren, der dem Geld erst seine neue Macht verlieh. Dem Lektorat sind eine Reihe kleinerer formaler Fehler entgangen (Beispiele: „praeeesserit“, S. 12 Anm. 50; „Der Huldverlusts“, S. 141; „bezüglicher der Vogtei Essen“, S. 150 Anm. 130; „… nichts erreichen zu haben“, S. 319 Anm. 18; die S. 415 Anm. 24 zitierte Textstelle aus MGH DD F. I. ist nicht auf S. 147, sondern auf den S. 145f. zu finden). Sie haben aber keinen Einfluss auf die Gültigkeit der Ergebnisse dieser wichtigen Studie, die einen neuen Standard an der Schnittstelle von Wirtschafts- und Politikgeschichte setzt und zu weiterführenden Forschungen anregt.
Mathias Kluge
(Rezensiert von: Mathias Kluge)