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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Katalog der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in Halberstadt. Verzeichnis der Bestände der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz zu Halberstadt, und des Historischen Archivs der Stadt Halberstadt, bearb. von Patrizia Carmassi, Wiesbaden 2018, Harrassowitz, XLVI u. 333 S., 20 Abb., ISBN 978-3-447-10981-9, EUR 138. – Die ma. Schrift- und Buchkultur der Diözese Halberstadt ist aufgrund der disparaten Überlieferungssituation der Hss. bis heute in vielen Punkten unerforscht. So ist beispielsweise der Verbleib der Hss. aus der ehemaligen Halberstädter Dombibliothek nur noch in Teilen rekonstruierbar. Als das Domstift 1810 aufgelöst wurde, weckten die Hss. und Inkunabeln schnell Begehrlichkeiten in den Universitätsbibliotheken. Göttingen sicherte sich sogleich besonders bedeutende Stücke, gab jedoch einen Teil zurück an die Bibliothek des Domgymnasiums, die seit 1827 offiziell Rechtsnachfolgerin der Dombibliothek war. Diese musste wiederum an die Universität Halle fast sämtliche juristischen Hss. abgeben. Dieser Teilbestand ist noch heute in der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) aufbewahrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten Restbestände der Gymnasialbibliothek nach Halle in die ULB, ein Großteil der Hss. als Beutegut in die Sowjetunion. Einige Stücke sind inzwischen aus russischen, armenischen und georgischen Bibliotheken restituiert, die meisten der konfiszierten Halberstädter Codices befinden sich jedoch noch immer in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg. Moderne wissenschaftliche Beschreibungen zu den Halberstädter Hss. waren lange ein Desiderat, lediglich die Stücke aus der ULB waren bisher – wenn auch nur sehr minimalistisch in einem Kurzinventar (Schipke / Heydeck 2000; vgl. DA 57, 589) – katalogisiert. 84 Halberstädter Hss. sind in dem vorliegenden Katalog nun wissenschaftlich nach DFG-Richtlinien tiefenerschlossen, neben einem Missale aus Privatbesitz 45 Hss. aus dem Halberstädter Stadtarchiv und 39 Codices aus dem Domschatz. Besonders bemerkenswerte Stücke sind u.a. ein in Fulda entstandenes Evangeliar, das mit dem Episkopat Heimos (840–853) in Verbindung zu bringen ist (Domschatz, Inv.-Nr. 467), oder die im letzten Drittel des 12. Jh. entstandene Hamerslebener Riesenbibel (Domschatz, Inv.-Nr. 472, und Historisches Stadtarchiv, M 2), die erst im 19. Jh. in die Gymnasialbibliothek gelangt war. Die ausführlichen, mustergültig bis ins kleinste Detail gehenden Beschreibungen liefern eine Fülle neuer Erkenntnisse zu den einzelnen Stücken und zur geistlichen Kultur der Diözese Halberstadt. Die Digitalisierung der beschriebenen Stücke ist noch nicht sehr weit vorangeschritten, was sehr bedauerlich ist. Bleibt zu wünschen, dass auch die in Halle und St. Petersburg befindlichen Codices aus Halberstadt in nicht allzu ferner Zukunft auf dem Niveau des vorliegenden Katalogs beschrieben werden können und der gesamte Komplex virtuell zusammengeführt wird.

Julia Knödler

(Rezensiert von: Julia Knödler)