Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien, Bd. / vol. XI: Die Urkunden Johanns, König von Böhmen und Graf von Luxemburg. Les chartes de Jean, roi de Bohême et comte de Luxembourg (1310–1346), Teil 3 / 3ème partie: Archives Générales du Royaume, Bruxelles (suite), Archives de l’État à Arlon (avec Saint-Hubert), à Liège, Mons, Namur et Gand, Archives départementales du Nord, Lille, hg. von / éd. par Hérold Pettiau / Timothy Salemme (Publications du CLUDEM 52) Luxembourg 2021, CLUDEM, 225 S., ISBN 978-2-919979-40-0, EUR 25. – Der Band setzt das von Camille Wampach (1884–1958) begründete Urkunden- und Quellenbuch, das mit der Bearbeitung der Urkunden Johanns von Böhmen 1997 (vgl. DA 56, 231) und 2009 (vgl. DA 66, 678f.) wieder aufgenommen wurde, neuerlich fort. Anders als noch von Wampach konzipiert, wird die Regentschaft des Luxemburgers nach Archiven geordnet in Teileditionen bearbeitet. Außerdem werden nur original überlieferte Urkunden aufgenommen, „dans lesquels Jean de Bohême intervient à titre non seulement d’auteur et/ou de disposant, mais aussi de bénéficiaire, de témoin ou de sigillant“ (S. 10). Von einst geschätzt ca. 1500 Urkunden (vgl. Bd. 11,1 S. 3) liegen mit Band 11,3 und den darin enthaltenen 79 Stücken jetzt insgesamt knapp 400 Urkunden in Volledition vor. Schon das neue äußere Erscheinungsbild wie auch der Titel weisen darauf hin, dass sich im Vergleich zu 11,1 und 2 einiges verändert hat. Nicht mehr die Urkunden „Graf Johanns des Blinden“, sondern die des „Königs von Böhmen und Grafen von Luxemburg“ werden ediert (überraschend ist Johann im Register, im Nachweis des Titelbildes und im Regest zu Nr. 14 wieder „l’Aveugle“). Band 11,3 ist anders als das Gesamtwerk bisher komplett in französischer Sprache gehalten, was angesichts der – bis auf sechs lateinische – durchweg französischen Urkunden konsequent erscheint, wenngleich diese Entscheidung keine Begründung erfährt. Das Vorwort bietet eine kurze Einführung in die Genese der Fortsetzung des Urkundenbuchs und die archivalische Überlieferung. Die Einleitung enthält eine ausführliche Charakterisierung des Materials: 51 vom König von Böhmen ausgestellte Urkunden konnten zusammengetragen werden, darunter 38 bisher ungedruckte Stücke. Das Gros der Urkunden betrifft das politische Beziehungsgeflecht Johanns und der „princes territoriaux“, vorrangig von Flandern, Hennegau bzw. Namur, aber auch Looz, Jülich oder Geldern. Etliche Nummern spiegeln den stetigen Finanzbedarf des Königs wider, der sich auch aus den Konflikten im brabantischen, flandrischen bzw. lotharingischen Raum ergab. Hier sind vor allem die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Herzog Johann III. von Brabant und Limburg zu nennen, zu deren Schlichtung der französische König hinzugezogen wurde. Als wichtige Partner des Luxemburgers erscheinen ferner Bürger von Metz, auch als Zeugen von Rechtsakten. Vergleichsweise wenige Urkunden ergingen an Klöster wie Clairefontaine, Mettlach, Saint-Hubert in den Ardennen oder die Trinitarier in Bastogne. Die Edition orientiert sich ganz allgemein an den Grundprinzipien moderner französischsprachiger Urkundenwerke. Äußerst ausführlich fallen die Angaben zur Besiegelung bzw. die Beschreibung aller noch vorhandenen Siegel aus. Erstmals werden auch Kopien der edierten Originale berücksichtigt. Anmerkungen zur Datierung und paläographische Erläuterungen nehmen ebenso breiten Raum ein. Das Register weist anders als bisher auch alle Belege zu Johann von Böhmen aus, womit letztlich alle 79 Nummern des Bandes angeführt werden. Mit der für ein Urkundenbuch zwar nicht unbedingt zu erwartenden ausführlichen Diskussion paläographischer Probleme oder Datierungsfragen wird aber auch ein Beitrag zur noch ausstehenden gründlichen Untersuchung der Kanzlei Johanns geleistet, die sich als spannendes Forschungsthema erweist, das durch geplante folgende Bände dieser Reihe eine noch breitere Arbeitsgrundlage erfahren kann.
Anne-Katrin Kunde
(Rezensiert von: Anne-Katrin Kunde)