Julian Gardner, Fracta Doces. Thirteenth-Century Insular Visitors to Rome (Viella History, Art and Humanities Collection 13) Roma 2022, Viella, 109 S., 35 Abb., ISBN 979-12-5469-018-5, EUR 29. – Der Vf., bekannt durch seine Arbeiten zur Kunstgeschichte des ma. Rom, zu Giotto und zur Grabplastik im Umkreis der Kurie, behandelt hier die Berichte von vier (der Forschung unterschiedlich bekannten) Geistlichen von den Britischen Inseln, die in der ersten Hälfte des 13. Jh. Rom aufsuchten und ihre Eindrücke beschrieben: Gerald von Wales, Gervasius von Tilbury, Thomas von Marlborough und magister Gregorius. Dabei werden die Texte jeweils in Ausschnitten in englischer Übersetzung angeführt, mit lateinischem Text in den Anmerkungen. Die Autoren werden eingangs vorgestellt und nach Herkunft, Bildungsgrad, Reisemotiv (kirchliche Karriere, Gerichtsfall) gekennzeichnet, der nicht identifizierbare magister Gregorius wenigstens näher eingegrenzt, die wichtigeren Schriften wie die Otia imperialia des Gervasius und die Narracio des Gregorius – immer unter umfassender Berücksichtigung der internationalen Forschungsliteratur – genauer vorgeführt. Dabei erweist sich das Mittel des Vergleichs hier als besonders sinnvoll (gleiche Zeit, gleiche Herkunft, gleiches Objekt), um sowohl das zeittypisch Gemeinsame wie das individuell Unterschiedliche hervortreten zu lassen: die unterschiedliche Fähigkeit (und Lust), Landschaft oder Bauwerke oder Menschengruppen (oder auch nur den eigenen Reiseweg) zu beschreiben; oder Autobiographisches einzufügen. Wie präsent ist in der Beschreibung Roms das Mirabilienhafte und wie präsent die eigene Beobachtung und die persönliche Formulierung? Wird den Kirchen viel Platz eingeräumt? Wird von antiken Bauten mehr gegeben als nur ihr Name oder ihre Maße? Werden Statuen beachtet? (magister Gregorius!), überhaupt: wird Antike wahrgenommen? Abbildungen erleichtern die Identifizierung der erwähnten Objekte. Eine gelungene, die Kriterien des Vergleichs gut herausarbeitende, ergebnisreiche Untersuchung.
Arnold Esch
(Rezensiert von: Arnold Esch)