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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Isabel Blumenroth, Das Alexandrinische Schisma in Briefen und Ideenwelt des Arnulf von Lisieux und Johannes von Salisbury (Papsttum im mittelalterlichen Europa 10) Wien / Köln 2021, Böhlau Verlag, 847 S., Abb., ISBN 978-3-412-52207-0, EUR 110. – Das Werk, die überarbeitete Fassung einer Aachener Diss. von 2018, behandelt die Wahrnehmung des Alexandrinischen Schismas in den Schriften des Johannes von Salisbury und Arnulfs von Lisieux. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Quellenkorpus der Briefsammlungen. Nach einer ausführlichen Einführung in Leben, Werk und Gedankenwelt beider Protagonisten (Kap. I, S. 41–290) beschäftigt sich die Vf. in Kap. II (S. 291–498) mit der Wahrnehmung der Kirchenkrise durch diese Autoren in der frühen Phase des Alexandrinischen Schismas (1159/60). Dabei erörtert sie die Einordnung der staufischen Politik, das Barbarossabild und die Schismapolitik Heinrichs II. von England. In Kap. III (S. 499–746) behandelt B. insbesondere das Schisma in der Zeit des Konflikts um Thomas Becket (1164–1170). Sie geht dabei ausführlich auf die Rezeption des Würzburger Hoftags von 1165 und auf Rainald von Dassel ein, dem sie ein ganzes Unterkapitel widmet (S. 515–539). Nützlich ist der chronologisch angelegte Anhang mit einer Aufstellung der wichtigsten Briefe. Ein Personennamenregister sowie ein Verzeichnis wichtiger Briefe nach Incipit schließen den Band ab. Die Vf. verdeutlicht hinreichend die große Rolle, die das Schisma in der Kommunikation bei Johannes von Salisbury und Arnulf von Lisieux spielte. Überzeugend ist die Darstellung der Bedeutung, die der Becket-Konflikt für die Wahrnehmung des Schismas im angevinischen England einnahm. Beide Konflikte „bedingten sich gegenseitig“ (S. 747). Leider sind die Formulierungen stellenweise etwas unglücklich (z.B. S. 707: Rainald von Dassel als „Chefideologe“). Ein größeres Problem stellt jedoch der Umgang der Vf. mit Zitaten dar. So integriert sie häufig lange lateinische Zitate in ihren Haupttext. Eine elegantere Lösung wäre es gewesen, die lateinischen Texte im Fließtext zu paraphrasieren und den Originaltext vor allem in den Fußnoten zu zitieren. Die Zitierpraxis ist an manchen Stellen fragwürdig (S. 386 Anm. 1408: praefatus Octavianus ex parte imperatoris inhibuit […] als Beleg für die Aussage, dass Oktavian die Immantation Alexanders verhindert habe. Korrekt müsste man zitieren: […] praefatus Octavianus […] ex parte imperatoris […] de capite domini nostri et manibus praedictorum fratrum mantum arripuit et secum asportare voluit, vgl. Pontificum Romanorum vitae, ed. Watterich, Bd. 2, 1862, S. 494f.). Auch die gehäuft im Text vorkommenden Zitate aus der Sekundärliteratur (S. 710, 723, 732 etc.) wirken dem Lesefluss entgegen. Ein geschickterer Umgang mit den Zitaten hätte zu einer wünschenswerten Verschlankung des Werks beitragen können. Offen bleibt die Frage, warum B. an mancher Stelle die deutsche Übersetzung dem lateinischen Text der kritischen Edition als Quellenbeleg vorzieht (z.B. S. 399, hier wird die Freiherr-von-Stein-Ausgabe statt Waitz / Simson zitiert; S. 419, etc.). Unschön ist auch die teilweise inkorrekte Zitation von MGH-Titeln im Quellenverzeichnis, wo sie des Öfteren ganz ohne Reihentitel, ohne Erscheinungsjahr oder mit dem falschen (z.B. S. 789: Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I. imperatoris, ed. Georg Waitz / Bernhard von Simson, Hannover 1997 [sic!, hier handelt es sich um den Nachdruck]) angeführt werden. Insgesamt handelt es sich um ein Werk, das einen detaillierten Einblick in die Wahrnehmung des Alexandrinischen Schismas im angevinischen Reich bietet. Erfreulich ist, dass der Fokus dabei zum größten Teil auf den Briefsammlungen liegt, die als Quellenkorpus bis heute eher wenig Beachtung finden. Trotz der festgestellten Mängel eignet sich das Buch aufgrund der Vertrautheit der Vf. mit der Sekundärliteratur auch sehr gut als Nachschlagewerk.

J. D.

(Rezensiert von: Jasmin Dorfer)