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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Migration, Integration and Connectivity on the Southeastern Frontier of the Carolingian Empire, ed. by Danijel Dzino / Ante Milošević / Trpimir Vedriš (East Central and Eastern Europe in the Middle Ages, 450–1450, 50) Leiden / Boston 2018, Brill, XIX u. 365 S., Abb., ISBN 978-90-04-34948-3, EUR 133. – Der 13 Aufsätze vereinende Sammelband ist den Anfängen der kroatischen Geschichte gewidmet. Eine in den Jahren 2000/01 in Split und nachfolgend auch in Italien gezeigte Ausstellung mit dem Titel „Croats and Carolingians“ hatte einen Paradigmenwechsel eingeleitet, der die in Konstantin Porphyrogennetos’ Schrift De administrando imperio aus dem 10. Jh. überlieferte Einwanderung der Kroaten im 7. Jh. in Frage stellte und stattdessen die Vorstellung entwickelte, erst im Zuge des Awarenkriegs Karls des Großen seien im letzten Jahrzehnt des 8. Jh. verschiedene kleinere Kriegergruppen aus dem Gebiet zwischen Elbe und Weichsel nach Dalmatien gekommen, die im Verlauf des 9. Jh. gemeinsam mit bereits dort lebenden slawischen Gruppen zu „Kroaten“ geworden wären. Am 17. und 18. September 2015 wurde diese Themenstellung im Rahmen der vierten „Gunjača Days“ unter der Überschrift „Croats and Carolingians – revisited: Fifteen years later“ noch einmal aufgegriffen (S. IX). Die Initiatoren der Ausstellung sowie jüngere kroatische Forscher und Wissenschaftler aus Slowenien, Italien und den USA gingen den Wirkungen der Ausstellung nach und legen ihre Beiträge unter den Stichworten „Historiography“, „Migrations“, „Integration“ und „Networks“ vor. Die Vf. bestätigen die Hauptaussage der Ausstellung, dass die Entstehung des kroatischen Fürstentums ein Ergebnis bewusster und gezielter karolingischer Politik gewesen sei und dass byzantinischer Einfluss nur am Rande geltend gemacht werden könne. Schwerter aus rheinischen Werkstätten seien mindestens als Gaben an regionale Eliten zu deuten, zu deren Identitätsbildung mit Tierstil verzierter Schmuck beigetragen habe (Goran Bilogrivić, S. 86–99). Heiligenkulte (Nikola Jakšić, S. 225–244) und christliche Architektur (Neven Budak, S. 32–39, und Miljenko Jurković, S. 123–152) seien deutlich italisch beeinflusst, und so liege die Vermutung nahe, die werdenden Kroaten seien Vasallen des westlichen Kaisers und Angehörige des Regnum Italiae gewesen, abhängig von den Markgrafen von Friaul (Trpimir Vedriš, S. 287–298, hier S. 291 mit Bezug auf Gian Pietro Brogiolo). Ob die Voraussetzung dafür aber die gezielte Anwerbung von Kriegergruppen aus dem Weichselgebiet gewesen ist, für die es keinerlei Überlieferung in den Texten gibt, bleibt zu Recht weiter umstritten (G. Bilogrivić, S. 99). Die Aufsätze bleiben deshalb eine vielfältige Einblicke auch in die Forschungsgeschichte bietende Übersicht zur aktuellen Diskussion um die kroatische Frühzeit, die jedoch noch lange nicht beendet scheint. Zu bedauern ist die geringe Qualität der oft viel zu kleinen Schwarz-Weiß-Abbildungen im Anhang einiger Beiträge, die aber mit einem gemeinsamen Quellen- und Literaturverzeichnis und einem Index gut erschlossen sind.

Matthias Hardt

(Rezensiert von: Matthias Hardt)