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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,1 (2024) *.

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Lidia Luisa Zanetti Domingues, Confession and Criminal Justice in Late Medieval Italy. Siena, 1260–1330 (Oxford Historical Monographs) Oxford 2021, Oxford Univ. Press, 243 S., ISBN 978-0-19-284486-6, GBP 271. – Die überarbeitete Version der Diss., die Z. D. 2019 an der Univ. Oxford verteidigt hat, wertet ein breites Spektrum kirchlicher und weltlicher Quellen aus, um zu ergründen, ob, und wenn ja, wie im ma. Siena die Idee der Gerechtigkeit durch religiöse Vorstellungen beeinflusst war. Z. D. kennt sich in der Thematik aus und beherrscht die verschiedenen methodischen Zugänge, mit denen sie sich ihrem Studienobjekt nähert. Ihre theoriebasierte Argumentation wird gestützt durch Informationen aus den unterschiedlichsten Quellen (Hagiographie, Beichtsummen, administrative und jurisdiktionelle Quellen, um nur einige der vielen Quellengruppen zu nennen), und sie kann zeigen, wie wichtig es für die Erforschung ma. Konfliktlösung ist, sich nicht auf die rechtlichen Quellen (normativer und praktischer Art) zu beschränken, sondern auch die Geschichte der Emotionen und die vielfältigen Facetten kirchlichen und alltäglichen Lebens wie Scham, Buße und Schuld einzubeziehen. Das Buch ist gut und flüssig geschrieben; der Aufbau ist klar, und die Argumentation wird so einleuchtend und verständlich präsentiert, dass die Lektüre Freude macht. Nur zuweilen erhalten die theoretischen Reflexionen etwas zu viel Gewicht; hätte man stattdessen die lokalen Quellen noch öfter herangezogen und zitiert, hätte das diese Freude noch gesteigert. Z. D. stellt ein neues Modell vor, wie man Quellen zur Spiritualität und Buße einsetzen kann, um die Geschichte der Kriminaljustiz, von Gewalt, Strafe und Vergebung zu erforschen. Sie bewegt sich auf einer Reihe von bisher wenig behandelten Feldern der ma. Rechtsgeschichte. Wir können nur hoffen, dass andere das von ihr entwickelte Modell weiter anwenden werden. Zwar wurde Z. D. in ma. Geschichte promoviert, doch der Gegenstand ihrer Arbeit geht weit darüber hinaus, und das Buch ist nicht nur Fachleuten der ma. Rechtsgeschichte zu empfehlen, sondern auch jedem, der sich mit der Geschichte Sienas oder der italienischen Stadtstaaten allgemein befasst, oder überhaupt mit Kirchengeschichte, Gesellschaft oder Theologie im MA.

Kirsi Salonen (Übers. V. L.)

(Rezensiert von: Kirsi Salonen)