Episcopal Power and Personality in Medieval Europe, 900–1480, ed. by Peter Coss / Chris Dennis / Melissa Julian-Jones / Angelo Silvestri (Medieval Church Studies 42) Turnhout 2020, Brepols, VII u. 303 S., Abb., ISBN 978-2-503-58500-0, EUR 85. – Der Band versammelt die Beiträge einer Tagung im Jahr 2015, die sich mit der Persönlichkeit ma. Bischöfe befasste, ergänzt um einige weitere Aufsätze. In der Einleitung behandeln die Hg. (S. 1–17) die Schwierigkeiten, die mit dem Versuch verbunden sind, die Persönlichkeiten ma. Bischöfe von ihrer ‘Persona’ im Sinne C. G. Jungs und ihrer Darstellung in den Quellen zu trennen. Die Beiträge gliedern sich in drei Sektionen, die nacheinander die Konstruktion bischöflicher Persönlichkeiten, heilige sowie nichtheilige Bischöfe und schließlich Politik und bischöfliche Persönlichkeit behandeln. Die erste Sektion eröffnet Andrea Vanina Neyra (S. 21–33) mit einer Untersuchung Thietmars von Merseburg in seiner Selbststilisierung als Sünder und der Persönlichkeit seines Vorgängers Giselher, gefolgt von Radosław Kotecki / Jacek Maciejewski (S. 35–61) über die Darstellung von Bischöfen bei Gallus Anonymus und Vincenz Kadłubek. In den Süden Europas führen Antonio Antonetti (S. 63–81) und Christine Axen (S. 83–100), die Wilhelm II. von Troia (1106–1141) und Zoen von Avignon (1241–1264) untersuchen. Die Sektion endet mit Mercedes López-Mayán (S. 101–118) über Erzbischof Alfonso Carrillo de Acuña von Toledo, die in die zweite Hälfte des 15. Jh. führt. Die zweite Sektion beginnt mit Mónika Belucz (S. 121–139), die die Konstruktion der Heiligkeit Gerhards von Csanád im Kontext der Etablierung Ungarns als eines christlichen Reichs untersucht. Jack P. Cunningham (S. 141–158) zeigt anschließend überzeugend die enge Verbindung zwischen der dionysianischen Theologie Robert Grossetestes von Lincoln und seiner Amtsführung, während Ian L. Bass (S. 159–179) in Gegenüberstellung zu dem Bischof von Hereford Thomas de Cantilupe die Bedeutung Thomas Beckets als Modell für die Heiligkeit englischer Bischöfe im 13. und 14. Jh. demonstriert. Sara Ellis Nilsson (S. 181–199) schließt die Sektion mit einem Beitrag über die Darstellung von Bischöfen in der skandinavischen Historiographie des 12. und 13. Jh., in dem insbesondere ihre Rolle als Förderer oder Gegner von Heiligen im Zentrum steht. Sam Janssens (S. 203–222) eröffnet die letzte Sektion mit einer Untersuchung des Gottesfriedens in der Kirchenprovinz Reims und stellt die Hypothese auf, dass die Friedensversammlungen planvoll alle sechs Jahre im Wechsel von geistlichen und weltlichen Herren ausgerichtet worden seien. Brian A. Pavlac (S. 223–243) und Andrew D. Buck (S. 245–263) arbeiten anschließend die Persönlichkeiten Alberos von Trier und Wilhelms von Tyrus heraus. P. kontrastiert Albero mit seinen Amtskollegen Norbert von Xanten und Otto von Freising, B. nutzt als Quelle Wilhelms eigene Chronik. Kyle C. Lincoln (S. 265–284) und Paul Webster (S. 285–303) beschließen den Band mit Studien zu den kastilischen Bischöfen um 1200 und der Reform der Domkapitel sowie zu den Bischöfen der Zeit König Johanns Ohneland, die angesichts von Rebellionen und der Exkommunikation des Herrschers versuchten, ihren Aufgaben als Bischöfe und als Männer des Königs gerecht zu werden.
Thomas Kohl
(Rezensiert von: Thomas Kohl)