Handbuch der benediktinischen Ordensgeschichte, Bd. 1: Von den Anfängen bis in das 14. Jahrhundert, hg. von Marcel Albert (StMGBO Ergänzungsbd. 57) Sankt Ottilien 2022, EOS Editions, XL u. 643 S., ISBN 978-3-8306-8131-1, EUR 49,95. – Die benediktinische Geschichte in vier Bänden in ihrer Gesamtheit zu erfassen, ist sicherlich ein ambitioniertes Vorhaben. Der nun vorliegende erste Band thematisiert in 37 Aufsätzen von 25 internationalen Vf. die Entwicklung vom 4. bis in das 14. Jh. Die Abschnitte A–C weisen jeweils eine Einleitung und einen abschließenden Artikel auf, der den Beitrag der Klöster zur Kultur der jeweils thematisierten Zeitspanne (A: 4.–8. Jh., B: 9.–11. Jh., C: 11.–14. Jh.) behandelt. Teil A, „Das Zeitalter der Regelentwürfe“, liefert eine umfassende Grundierung des vorbenediktinischen und frühen Mönchtums und der verschiedenen Regelentwürfe, aus denen sich die Regula Benedicti (RB) ab dem 9. Jh. als maßgebliche Regel durchsetzte. Dabei wiesen die nach ihr Lebenden durchaus eine institutionelle Vielfalt auf, wie sie auch im Handbuch ihren Niederschlag findet. Teil B, „Die Festlegung auf die RB am Anfang des 9. Jahrhunderts und die Gestalt des Mönchtums bis zum 11. Jahrhundert“, ist der umfangreichste und thematisiert einen Zeitraum wichtiger Weichenstellungen für das benediktinische Mönchtum, die es zu einer zentralen Säule von Kirche und Gesellschaft machten. Ernst Tremp (S. 136–149) stellt hier anschaulich den Beitrag dar, den Benedikt von Aniane zum Rezeptionsprozess der RB leistete. Besonders hervorzuheben ist auch der Artikel von Maria Hillebrandt (S. 176–240), in dem sie zunächst eine chronologische Betrachtung der Abbatiate Clunys und anschließend thematische Überblicke über seine Geschichte präsentiert und inhaltlich dicht ein solides Fundament für alle bietet, die sich mit einem der größten benediktinischen Verbände beschäftigen. Es schließen sich Artikel über verschiedene Reformgruppen teils cluniazensischer Prägung sowie regional ausgerichtete Beiträge an. Unter dem Aspekt der Reformen steht auch Teil C, „Diversifizierung in einer zunehmend diversifizierten Welt (11.–14. Jahrhundert)“. Die Ausdifferenzierung monastischen Lebens und vielfältige weitere Herausforderungen für das benediktinische Mönchtum werden hier thematisiert. Das Verhältnis von RB und religiosen Frauen wird unter anderem von Hedwig Röckelein (S. 462–473) expliziert. Die Zisterzienser wurden aus der Konzeption des Handbuchs weitgehend ausgeklammert, daher fällt der Artikel von Anja Ostrowitzki (S. 474–499) entsprechend kurz aus, enthält aber die wichtigsten Aspekte. Eine interessante Perspektive eröffnet Christoph Dartmann (S. 546–562), der versucht, erste Reaktionen der traditionellen Benediktinerklöster auf die neuen Orden, das städtische Bürgertum und die Universitäten zu beleuchten, und festhält, dass die Benediktiner seit dem 12. Jh. nicht mehr die führende Rolle im ma. Religiosentum beanspruchen konnten. Der letzte Abschnitt D, „Klöster und Wirtschaft (9.–14. Jahrhundert)“ weicht von der chronologischen Darstellungsform ab. Julia Bruch (S. 585–604) reißt hier wichtige Entwicklungsschritte knapp an. Derartige thematische Längsschnittbetrachtungen weisen ein großes Potential auf, Entwicklungen in der benediktinischen Geschichte nachzuzeichnen. Durch die Ausgliederung eines einzelnen solchen Beitrags in einen eigenen Abschnitt entsteht jedoch eine Unwucht in der Struktur des Handbuchs. Eine Vielzahl der Beiträge konzentriert sich auf eine Region, so beispielsweise Annette Kehnel (S. 80–88) auf die Britischen Inseln und Irland, Christine Kleinjung (S. 89–96) auf den Bereich zwischen den Alpen und der Nordseeküste oder Marcel Albert auf Italien (S. 97–104) und die Iberische Halbinsel (S. 111–127). Erfreulicherweise ist hervorzuheben, dass es sich dabei nicht nur um die gut erforschten westeuropäischen Regionen handelt, sondern ebenso um solche in Ost- und Ostmitteleuropa (so in den Aufsätzen von Waldemar Könighaus, S. 394–406 zu Ostmitteleuropa und S. 526–533 zu den slawischen Klöstern, und dem von Slavko Kovačić / Ludwig Steindorff, S. 508–514, zu den Klöstern in Kroatien). Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Handbuch, das einem hohen Anspruch gerecht werden will, diesen durchaus einzulösen vermag. Einer Veröffentlichung weiterer Bände kann man daher gespannt entgegensehen.
Nathalie Schmidt
(Rezensiert von: Nathalie Schmidt)