Cécile Caby, Un éloge de Camaldoli pour Pierre le Goutteux. La Heremi descriptio de Ludovicus Camaldulensis monacus (Fragmentaria 4) Firenze 2021, Firenze Univ. Press, 110 S., Abb., ISBN 978-88-5518-451-9, EUR 13,90. – Veröffentlicht wird hier die Heremi descriptio des Codex 1447 im Fonds Vittorio Emanuele der Bibl. nazionale in Rom, die einem nicht näher identifizierbaren Ludovicus Camaldulensis monacus zugeschrieben wird. Die kleine Papierhs. ist in einer sehr regelmäßigen humanistischen Kursivschrift geschrieben, in der die Hand von Niccolò Fonzio zu erkennen ist, die der seines Bruders, des berühmteren Humanisten Bartolomeo di Giampiero Fonzio, sehr ähnlich sieht. Das Werk ist Piero de Medici, bekannt als il Gottoso („der Gichtbrüchige“), gewidmet. Das charakteristische Medici-Wappen auf der ersten Seite des Codex, das spätestens auf das Jahr 1465 datiert werden kann, sowie die Bezeichnung pater patriae für Piero, der 1464 die Nachfolge seines Vaters Cosimo il Vecchio als Herrscher von Florenz antrat, erlauben es, die Hs. auf die Jahre 1464/65 zu datieren. Ein Besitzvermerk informiert, dass der Codex zur Bibliothek von Giuliano de’Medici (1453–1478) gehörte. Nachdem er lange Zeit in Vergessenheit geraten war, tauchte er in der zweiten Hälfte des 19. Jh. im englischen Antiquariatshandel wieder auf und wurde 1971 vom italienischen Staat erworben. Der Text der Heremi descriptio ist auch in zwei modernen Hss. überliefert, die Ende des 18. bzw. Mitte des 19. Jh. in Camaldoli entstanden sind, und zwar auf der Grundlage einer inzwischen untergegangenen Abschrift, die ebenfalls aus dem 15. Jh. stammte, aber aus Pergament bestand und daher nicht der Codex 1447 sein kann, der – wie erwähnt – aus Papier ist. Die modernen Abschriften geben Ludoicus de Porciano, ex comitibus Guidis eremita Camaldulensis als Autor der Heremi descriptio an. Diese Angabe wird sowohl durch autobiographische Elemente, die Ludovicus in die Vorrede seines Werks eingeflochten hat, als auch durch externe Belege bestätigt. Der aus Arezzo stammende Autor trat 1440 in Camaldoli ein und wechselte 1443 in das Kloster S. Maria degli Angeli in Florenz, wo er am 25. Juli 1443 im Alter von 18 Jahren seine feierliche Profess ablegte. Daraus ist zu erschließen, dass er 1425 geboren wurde. Die Aufzeichnungen über ihn enden im Jahr 1457. In Kapitel 2 ordnet C. den Text der Heremi descriptio in eine „Galaxie von Texten und Bildern“ ein, die Camaldoli ab dem 14. und während des gesamten 15. Jh. als obligatorische Station auf einer Art literarischer und sakraler Reiseroute durch die Toskana betrachtete. Sie bietet einen umfassenden Überblick über diese textlichen und bildlichen Äußerungen und hebt an der Beschreibung des Ludovico da Porciano das Thema des locus amoenus hervor, das er häufig mit in der Bibel erwähnten Gärten parallelisiert, um eine Gleichsetzung zwischen Camaldoli und dem Paradies zu erreichen. Es ist offensichtlich, dass der Text darauf abzielt, die kamaldulensischen Institutionen zu legitimieren, indem er beständig Parallelen zu den Ursprüngen der Kongregation herstellt. Kapitel 3 befasst sich mit den politischen Motiven, die der Verherrlichung Camaldolis als philosophandi schola durch die mit den Medici verbundenen Florentiner Humanisten während des Generalats von Mariotto Allegri (1453–1478) zugrunde lagen. Der Band schließt mit einer ausgezeichneten Edition der Heremi descriptio, die auch die wissenschaftlichen Anmerkungen in den modernen Kopien verzeichnet. C. macht einen bisher unveröffentlichten Text zugänglich und kontextualisiert ihn überzeugend. Damit leistet sie einen herausragenden Beitrag zu unserem Wissen nicht nur über Camaldoli im 15. Jh., sondern ganz allgemein über die humanistische Kultur und ihre Beziehungen zum Florenz der Medici.
Nicolangelo D’Acunto