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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Ernst Tremp / Kathrin Utz Tremp, Das Nekrologium der Prämonstratenserabtei Humilimont (Marsens). Edition und Einleitung (Spicilegium Friburgense 51) Münster 2022, Aschendorff, XIV u. 185 S., 3 Abb., ISBN 978-3-402-13821-2, EUR 39, E-Book PDF ISBN 978-3-402-13822-9, EUR 27,30. – U. T., eine der profiliertesten Schweizer Forscherinnen für MA und frühe Neuzeit, und ihr Mann T., ehemaliger St. Galler Stiftsarchivar, haben sich immer wieder mit der Geschichte der Prämonstratenserabtei Humilimont (Gemeinde Marsens, FR, Schweiz) im mittleren Saanetal beschäftigt und nun die Edition und eine „integrale“ Erschließung des Nekrologs vorgelegt, einer für die Zeit von der Gründung 1136/41 bis zur Aufhebung 1580 zentralen Quelle. Die Vogtei des wahrscheinlich von einem Grafen von Corbières gegründeten Doppelstifts gelangte im 14. und 15. Jh. an örtliche Herrschaften. Die Stadt Freiburg zog 1475 nach der Eroberung der Herrschaft Everdes die Vogtei an sich und nahm den Konvent 1482 in das Burgerrecht auf. 1580 hob die Stadt die Abtei auf und verwendete den Besitz für die Errichtung des Jesuitenkollegiums in Freiburg. Heute erinnert nur noch ein Gedenkkreuz an die ehemalige Abtei. Das 1338 neu angelegte Nekrolog, welches auf einem älteren verlorenen beruht, ist Teil eines Kapiteloffiziumsbuchs, das heute im Staatsarchiv Freiburg verwahrt wird (Digitalisat https://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/aef/MH-Nekrolog, auch unter https://www.e-codices.ch/de/mirador/aef/MH-Nekrolog). Im Apparat zu dem sorgsam edierten Text (S. 71–158) werden neben editorischen Hinweisen soweit wie möglich die verschiedenen Hände unterschieden, die Personen identifiziert und die Ortsnamen aufgelöst. Diese akribische Arbeit mit Verweisen auf Quellen und Literatur ist die Grundlage für eine auf bisherigen Forschungen aufbauende Geschichte der Abtei. Die quantifizierende Auswertung der etwa 900 Personen ergibt überraschende Ergebnisse. 74 % der Personen waren männlich, 26 % weiblich. 341 Personen waren Chorherren, Konversen, Chorschwestern oder Familiare. 147 Adelige waren dem Stift durch eine Memoria oder Grablege verbunden. 412 Einträge beziehen sich auf Bewohner der ländlichen Umgebung und von Städten. Das Totengedenken liefert wichtige Details über den 1140/48 nach Posat (Gem. Gibloux, Bez. Saane, FR) verlegten Konvent der Prämonstratenserinnen (S. 38–40). Genannt werden eine Priorin, 47 Chorschwestern und vier Konversschwestern. Die Arbeit geht inhaltlich weit über eine Edition hinaus, da neben der Beschreibung der Hs. (S. 11–26) und den Registern zu Konventualen und Stiftsangehörigen von Humilimont, Posat und anderen Abteien, den Registern der Orts- und Personennamen weltlicher Personen und einem Sachregister (S. 159–185) die Entwicklung der Totenmemoria und ihrer wirtschaftlichen Seiten (S. 26–35) und die Einbindung der Abtei in die sie umgebende Gesellschaft (S. 35–63) dargestellt werden. Die mustergültige Edition ist ein wichtiger Baustein für die vergleichende Forschung über den Prämonstratenserorden (siehe auch die folgende Rezension).

Wilfried Schöntag

(Rezensiert von: Wilfried Schöntag)